DIE IDEE. 2009 und Anfang 2010 arbeiteten auf Anregung von Dr. Lothar Jahn (Minnesang.com) viele Musiker der aktuellen Mittelalterszene an einem Tribut-Album für Ougenweide ("Tribut an Ougenweide", Emmuty, VÖ Juni 2010). Ans Ende des Albums sollte eine Gemeinschaftsversion der "Merseburger Zaubersprüche" gestellt werden, frei nach der Vertonung von Ougenweide. Schon bald zeigte sich, dass die Aufgabe eine ungeahnte Kreativität freilegte. Aus dem geplanten Drei-Minuten-Stück wurde rasch eine Zehnminuten-Nummer, die sich schließlich auf mehr als 22 Minuten ausdehnte. Damit sprengte sie endgültig den Rahmen des Tribut-Albums. So gibt es die "Merseburger Zaubersprüche" nun in einer spannenden und abwechslungsreichen Interpretation, die Instrumente aus germanischer und mittelalterlicher Zeit ebenso einbezieht wie das moderne Rockinstrumentarium, auf einem einzigartigen eigenen Album. Eine erste auszugsweise Live-Aufführung von Triskilian, Musiktheater Dingo, den Irrlichtern , Hans Hegner, Holger Schäfer und Frank Wunderlich angesichts der Veranstaltung "Minne meets" im Sommer 2009 in Braunschweig (ergänzt um eine furiose Feuerschau von "Lux Aeterna") kam sehr gut an und stärkte den Willen, gemeinsam aus der Interpretation der Zaubersprüche etwas ganz Besonderes zu machen. |
DIE
VORLAGEN. Ougenweides Stück unter der Überschrift "Merseburger" erschien ursprünglich 1974 auf dem Album "All die weil ich mag" und hatte 2 Teile: a) Zaubersprüche und b) Tanz. Das Ganze wurde noch fortgeführt: Als Abschluss-Stück des Albums "Ohrenschmaus" (1976) war die "Merseburger Spieluhr" zu hören, wobei Melodie und Akkorde des Stückes tatsächlich mit einer Spieluhr eingespielt wurden. Die Musik stammt entgegen hartnäckiger Gerüchte NICHT aus dem Mittelalter, auch nicht aus einer Pavane des 15. Jh. oder gar aus Irland, sondern wurde von Frank Wulff am heimischen Harmonium komponiert. Für das neue Album stellten zwei der beteiligten Musikgruppen alternative Vertonungen des Textes zur Verfügung: Duivelspack hatten den Text auf ihrem Album "Mythos Hildebrandslied" (2009) mit historisch-germanischem Instrumentarium in archaischer Pentatonik eingespielt und eingesungen, In Extremo hatten die Zaubersprüche in eine druckvolle Rock-Nummer verwandelt (erschienen 1999 auf dem Album "Verehrt und angespien"). Diese wurde 2006 übrigens von Ougenweide (70er Jahre Besetzung) gecovert und auf der Limited Edition des Albums "Kein Blück zurück" von In Extremo veröffentlicht. > Ins Ougenweide-Original bei Amazon hereinhören. > Ougenweide-Notenblatt bei Ougenweide.de. |
DER TEXT. Eiris sâzun idisi, sâzun hera duoder. suma hapt heptidun, suma heri lezidun, suma clûbôdun umbi cuoniouuidi: insprinc haptbandun invar uîgandum, invar uîgandum! Übersetzung (Hans Hegner): Einst saßen Walküren, saßen hier und saßen dort. Manche flochten Fesseln, manche hinderten feindliches Heer, manche knüpften Gefangene frei. Entfliehe den Fesseln, entfahre den Feinden. Der altdeutsche Text dieses "Entfesselungszaubers" wurde im 9./10. Jahrhundert in einer theologischen Handschrift aufgeschrieben und 1842 in Merseburg entdeckt und dann von Jacob Grimm veröffentlicht. Mehr bei Wikipedia. |
DAS WERK. Anders als bei dem vergleichbaren Album "Palästinalied" (Heckenreiter, 2003), an dem auf Anregung von Marcus van Langen 20 Gruppen und Einzelinterpreten mitgewirkt hatten, um jeweils eine Strophe aus Walthers "Mittelalterhit" neu zum Klingen zu bringen, musizieren die unterschiedlichen Interpreten hier gemeinsam. An jedem der sieben Teile sind mehrere Interpreten beteiiligt, über einen Zeitraum von fast einem Jahr wuchs das Werk, wurde immer mehr verfeinert: Das, was als kurzes Gemeinschaftsstück geplant gewesen war, wurde so zu einer konzertanten Folk-Rock-Suite vielfach aufeinander bezogener Teile, die fast schon symphonische Qualitäten entwickelt. |
TITEL | MUSIKALISCHE UMSETZUNG | MITWIRKENDE |
I
Zaubersprüche Grundidee: Musiktheater Dingo |
Aus
geräuschhaften Klängen und geflüsterten
Zaubersprüchen entwickelt sich die Ougenweide-Strophe, von
zwei
Sängerinnen im Wechsel zu dem Hintergrundklang langsam und
sehr
frei gesungen. Ursel Peters Dagmar Jahn |
Gesangssolisten: Dagmar Jahn und Ursel Peters Drehleier: Holger Funke Flüstern: Jan-Marcus Lapp, Claudia Heidl, Arne Heger Percussion: Jan Marcus Lapp, Claudia Heidl, Mike Turnbull, Marcus Linnemann Trossinger Leier: Daniel Wahren Hasenklapper, Rainmaker, Glocken: Gesine Bänfer Violino d'amore: Marco Ambrosini Fidel: Christian Zastrow Poeta
Magica
|
II
Lichtgesang Grundidee: Skandor |
Hoffnungsfroher,
rhythmisch gebundener Chorgesang im Ougenweide-Chorsatz mit viel
Begleitung und zwei Instrumentalstrophen in der Mitte (Soli von
Krummhorn und
Flöte) und am Ende (Renaissance-Bläser-Consortium). Jule Bauer |
Chor:
Dagmar Jahn, Claudia Heidl, Jule Bauer, Brigitta Jaroschek, Stephanie
Keup, Jutta Simon-Alt, Christine Zienc, Jan-Marcus Lapp,
Alexander Kreit, Marcus van Langen, Reinhold Schmidt Krummhorn-Solo: Christoph Brunken Sopranino-Flötensolo: Claudia Heidl Dudelsack und Nyckelharpa: Holger Funke Drehleier: Jan-Marcus Lapp Akustikbass, Irish Bouzouki, Hang: Alexander Kreit Schalmei, Altpommer, 2 Krummhörner: Gesine Bänfer Tiefe Trommel: Reinhold Schmidt Die
Irrlichter
|
III
Flammenrede Grundidee: Oni Wytars |
Intro:
Der Text wird auf deutsch rezitiert, im Hintergrund
geräuschhafte
Klänge. Hauptteil: Melodie instrumental im halben Tempo (Augmentation), neue Harmonisierung und orchestrale Streicher. Schluss: Rock-Finale im selben Tempo mit diversen E-Gitarren und Frauengesang. Hans Hegner |
Sprecher:
Hans Hegner Gesang (Intro und Schluss): Sabine Stelzer Flüstern: Peter Rabanser, Claudia Heidl, Jan-Marcus Lapp Dudelsack: Peter Rabanser Schlüsselfideln, Violino d'amore: Marco Ambrosini Davul, Daf: Katharina Dustmann Drehleier: Holger Funke E-Gitarren in allen Lagen, Synthesizer: Lothar Jahn E-Gitarre Rhythmus: Bernd Intweeen E-Gitarre Melodie und spanische Gitarre: Marcus van Langen Glocke, Bassbordun, Scherben: Gesine Bänfer Bass: Tobias Andrelang Schlagzeug: Ralf Gruber Sabine
Stelzer
|
IV
Flüsterklage Grundidee: Van Langen |
Zu
geflüsterten Zaubersprüchen erklingen Variationen des
Ougenweide-Themas in "bluesiger" Version mit Rockband-Begleitung
inklusive vieler Effekte und technischer Verfremdungen. Michael Wiemers |
Sologesang:
Sabine Stelzer, Marcus van Langen Geflüster: Gesine Bänfer, Jan-Marcus Lapp, Arne Heger Flöte: Sabine Stelzer E-Gitarre (Soli): Michael Wiemers E-Gitarre Rhythmus: Bernd Intveen Bass: Tobias Andrelang Schlagzeug: Ralf Gruber Akustikgitarre: Marcus van Langen Trossinger Leier: Daniel Wahren Percussion: Mike Turnbull, Marcus Linnemann E-Orgel, Synthesizer, Effekte: Lothar Jahn Glockenspiel: Susanne Schmidt Lothar
Jahn
|
V
Spurensuche Grundidee: Duivelspack |
Duivelspack-Vertonung:
Pentatonische Gesangsimprovisation über den Text der Strophe
zur
Begleitung alter germanischer Instrumente, im Hintergrund tiefer
Synthesizer-Bordun. Schluss: nur noch geräuschhafte
Klänge,
die sich im Nichts verlieren. Christian Zastrow |
Sologesang: Arne Heger Geflüster: Jan Marcus Lapp, Claudia Heidl Trossinger Leier: Daniel Wahren Percussion: Mike Turnbull, Marcus Linnemann, Jan-Marcus Lapp, Claudia Heidl Bass-Synthesizer: Lothar Jahn Fidel: Christian Zastrow Papier, Hasenklapper, Rainmaker, Kauz, Schamanentrommel: Gesine Bänfer Claudia Heidl |
VI
Lösungszauber Grundidee: In Extremo |
Nach kurzem Intro mit dem Rückgriff auf den Sprechertext folgt die In-Extremo-Vertonung der Zaubersprüche, Chor und Flöte kontrastieren die Härte mit ätherischen Klängen. Dann wird die Ougenweide-Melodie in schnellem Tempo (Diminuition) mit der In-Extremo-Strophe verbunden, ein E-Gitarren.Solo setzt auch noch das Thema des Liedes "Ougenweide" darüber. Nach diesem Höhepunkt werden die Dynamik und das Tempo ganz langsam zurückgefahren, bis nur noch ein Frauenchor zu hören ist. Ganz am Schluss klingt dazu noch einmal das Intro der Ougenweideversion als fast vergessene Erinnerung an. | Sprecher
: Hans Hegner Gesang: Das letzte Einhorn, Ursel Peters, Marcus van Langen Trossinger Leier: Daniel Wahren Percussion: Marcus Linnemann, Mike Turnbull Geflüster: Arne Heger E-Bass: Die Lutter E-Gitarre: Der Lange Schlagzeug: Der Morgenstenstern Drehleier und Tröten: Flex, der Biegsame Sackpfeife: Yellow Pfeiffer Harfe: Dr. Pymonte Querflöte: Holger Schäfer Chor: Jule Bauer, Dagmar Jahn, Claudia Heidl, Sabine Stelzer, Katharina grote Lambers, Brigitta Jaroschek, Stephanie Keup, Jutta Simon-Alt, Peter Will Glocken, Bassbordun: Gesine Bänfer Irish Bouzouki: Alexander Kreit Nyckelharpa, Dudelsack: Holger Funke Xylophon, Glockenspiel, E-Gitarre: Lothar Jahn Fidel: Christian Zastrow Violino d'Amore: Marco Ambosini Trossinger Leier: Daniel Wahren Akkordeon: Claudia Heidl |
VII
Tanz und Spieluhr Grundidee: Galahad |
Lebensfroher,
folkiger Tanz mit wechselnden Rhythmen
(gemäß dem Ougenweide-Original)
zum Abshluss, wird ganz langsam ausgeblendet. Schließlich
erklingt ein letztes Mal die
Ougenweide-Strophe mit der Spieluhr. Im Hintergrund blubbert die
Merseburger Zaubersuppe. Gesine Bänfer |
Geflüster:
Jan-Marcus Lapp, Claudia Heidl, Gesine Bänfer Geige: Martina Aschenbach Keyboards, akustische Gitarre: Ralf Veith E-Gitarre Rhythmus: Dieter Horlitz Querflöte: Paul Alexander Jost E-Bass: Peter Huntenburg Schlagzeug: Oliver Horlitz Akkordeon: Claudia Heidl Mandoline, 3 verzerrte E-Gitarren, Spieluhr: Lothar Jahn Geblubber, Tonvogel: Gesine Bänfer Holger
Schäfer
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