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DIE AKTUELLE DOPPEL-CD VON HESPÈRION XXI

Mare Nostrum CD

1. La Guirnalda de Rosas : una Matica de Ruda   
2. Saltarello (Cantigas de Santa Maria n.77-119)
3. Kamti Beivshan Layla
4. Gagauski
5. Amazigh Lullaby
6. A la una Yo Nací
7. Üsküdar
8. Las Estrellas de los Cielos
9. La Moledet Shuvi Roni        10. Taksim & Makam Kurdi Pesrev
11. Alef, Mem Shin
12. Taksim - Pesendîde "Saz Semârsi"
13. Noumi Noumi Yaldati   
14. La Armada Turca
15. En la Santa Helena
16. Shaar Petach Dodi
17. Taksim Kanun (improvisation)
18. Nana Andaluza Duerme Mi Niña   
19. El Rey Que Tanto Madruga
20. Ana Av Rajman
21. Estampita cominciamento di gioia
22. Lullaby
23. El Cant dels Aucells
24. Hon Tahon
25. Taksim & Makam "Rast Murass'a"
26. Adonenu Elohenu
27. Introduction and Bulgarian Dance
28. Mireu el Nostre Mar

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Jordi Savall in Berlin
BRÜCKENSCHLAG ZWISCHEN DEN KULTUREN
von Florian Hellbach


Am 21. April, einen Tag vor seinem Konzert im Berliner Konzerthaus, war Jordi Savall zu Gast im Kulturkaufhaus Dussmann. Dort stellte der spanische Vorreiter der Alten Musik, einem breiten Publikum vor allem als Interpret und Arrangeur der Musik zum Film „Die siebente Saite“ bekannt,  im Gespräch mit Bernhard Morbach seine neue Doppel-CD „Mare Nostrum“ vor.

Schon eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn standen die Menschen Schlange, die schließlich fast 100 Meter lang war. Nachdem alle Zuschauer ihre Sitz- oder Stehplätze eingenommen haben, ging es pünktlich um 17 Uhr los. Der Meister betrat mit einem seltsam aussehendem Instrument die Bühne, welches er später im Gespräch genauer erläuterte.

Jordi Savall und Bernhard Morbach

Die Moderatorin stellte in einer kurzen Einführung die Verbindung zwischen Bernhard Morbach und Jordi Savall heraus. Morbach, bekannt für seine Sendung „Alte Musik“ im Kulturradio des RBB und als Autor des Buches „Die Musikwelt des Mittelalters“ (Bärenreiter-Verlag), stellte in Deutschland als einer der ersten Musik von Jordi Savall in seiner Sendung vor und machte ihn so dem interessierten Publikum bekannt. Die enge Verbindung zwischen beiden wurde auf der Bühne spürbar, sie unterhielten sich wie zwei alte Freunde.

Jordi Savall in BerlinGleich zum Anfang widersprach Savall Morbach, als dieser von „Alter Musik“ sprach: „Es gibt keine Alte Musik, es gibt nur alte Noten. Musik ist lebendig!“. Anschließend erzählte Savall von seiner Musik und wie sie entsteht. Dabei fiel immer wieder der Name seiner verstorbenen Frau Montserrat Figueras, die 2011 im Alter von 69 Jahren verstarb. Er bezeichnete sie als  „die Muse“ seines Ensembles Hespèrion XX (jetzt XXI). Sie suchte die Stücke aus und hauchte der Musik eine besondere Art von Lebendigkeit und Natürlichkeit ein. Sarvall fällt nach ihrem Tod die Arbeit an seiner Musik schwer, denn immer wieder stößt er auf Interpretationen seiner verstorbenen Frau. Er betonte, dass er niemals mit einer anderen Sopranistin zusammenarbeiten wolle:  „Bei Montserrat Figueras kam die Stimme von der Seele.“  Savall und sein Ensemble verstanden sich stets als Musiker der Gegewart, die in die „alten Noten“ den Geist ihrer Zeit mit einfließen lassen. Das wichtigste sei dabei, die Emotion, es gehe darum, die Überlieferung wieder mit Gefühl zu erfüllen.

Savall studierte zunächst in Barcelona und ging anschließend nach Basel an der „Schola Cantorum Basilinensis“. Dort übernahm er 1974 den Lehrstuhl von August Wenzinger. Noch im selben Jahr gründete er mit Hopkinson Smith das Ensemble Hespèrion XX. Das erste Album war die 1976 erschienene „Music from Christian and Jewish Spain“, mit Klängen aus dem alten Kastillien, dem Schmelztiegel der arabischen, sephardischen und christlichen Kulturen.  Den Musikaufnahmen gehen bei Savall immer intensive Studien und Forschungen voraus. Entscheidende Alben des Musiker-Ehepaars Savall/Figueras mit den Hespèrion-Ensembles, die Material aus der Zeit des Hohen Mittelalters enthalten, sind „Cansós de Trobairitz“ (1978), „Llibre Vermell de Montserrat“ (1979) und „Alfonso X El Sabio: Cantigas de Santa Maria“ (1993). Weiterhin wurde viel Musik aus dem Barock und der elisabethischen Zeit eingespielt.

Nach diesem Rückblick in die eigene Geschichte, zu der auch die „Capella Reial de Catalunya“ gehörte, kam Savall auf seine neue Doppel-CD „Mare Nostrum“ zu sprechen, an der Montserrat Figuerat noch beteiligt war. Ein roter Faden des 28 Stücke enthaltenden Doppelalbums ist die sephardische Musik. Diese wurde von den Sephardim, den spanischen Juden, entwickelt, deren Sprache sich auf vom Jiddisch der „ashenasischen“ Juden in deutschen Landen unterschied. Nach Jahrhunderten relativer Toleranz im friedlichen Miteinander der Kulturen und Traditionen wurden die sephardischen Juden zu Beginn der Neuzeit aus Spanien vertrieben. Ihre Lieder nahmen sie mit, sodass sich die sephardische Musik im ganzen Mittelmeerraum verbreitete und über die Jahrhunderte weitergetragen wurde, wobei in die Überlieferung die jeweiligen Traditionen der Gastgeberländer mit einfloss. Um 1930 begannen Forscher diese Schätze der Musik niederzuschreiben. Sie zogen durch die Türkei, Bulgarien und viele andere Länder. Dabei dienten ihnen auch blinde Musiker und Sänger als Quellen, da diese sich besonders gut Melodien einprägen. Auch arabische Musik spielt eine wichtige Rolle bei „Mare nostrum“. Hier erwähnte Jordi Savall ein in Istanbul, dem einstigen Konstantinopel, erhaltenes Noten-Manuskript. Dieses arbeitete er mit dort heimischen Musikern auf, dabei lernte er viel über das ausdifferenziertere morgenländische Tonsystem, dass zwischen Halb- und Ganztönen noch weitere Schritte kennt. Hinzu kommen auch Beispiele aus dem christlichen Raum, z.B. aus den Cantigas de Santa Maria. Die Mischung von Tänzen, Liebesliedern, Schlafliedern und geistlicher Musik stellt die Gemeinsamkeiten und fruchtbaren Begegnungen der unterschiedlichen Kulturen heraus.

Als Höhepunkt der Veranstaltung spielte Jordi Savall dem Gambus einige Stücke der CD. Der Gambus ist ein arabisches Streichinstrument, das aus einem Stück Holz gebaut ist und dessen Decke aus gegerbter Haut (hier von einer Ziege) besteht. Gespielt wird das Instrument mit einem Bogen, dessen Saite aus Pferdehaar ist. Wie der Name schon vermuten ließ, ähnelt der Klang des Instrumentes einer Gambe oder auch einem Cello. Auf beiden Instrumenten hatte Savall ja einst begonnen, die Alte Musik für sich zu entdecken.

Bernhard MorbachAm Ende des Gespräches zitierte Bernhard Morbach die Auffassung des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer: „Multikulti ist gescheitert“. Er befragte Jordi Savall als Experten und Vermittler multikultureller Musik zu seiner Meinung dazu. Savall widersprach dem Politiker entschieden, er sieht im Gegenteil im Multikulturellen ein entscheidendes Element der Weiterentwicklung von Musik – damals wie heute: „Ohne Kulturaustausch wäre Europa ein kulturarmer Kontinent.“ Aus dem arabischen Raum kamen im 8. Jahrhundert über die iberische Halbinsel, die von Arabern erobert wurde, viele Instrumente in unser heutiges Europa. Köngis- und Fürstenhöfe im heutigen Spanien und Frankreich, vor allem in Kastillien und Aquitanien, nahmen diese Einflüsse auf und verbanden sie mit ihren Traditionen. Ein grandioses Beispiel für diesen kulturellen Austausch sind die „Cantigas de Santa Maria“. Diese hoch originellen Marien-Lieder, die zu einem Gesamtkunstwerk geformt wurden, verbanden Einflüsse aus dem arabischen, sephardischen und christlichen Kulturraum.

„Diese Musik macht uns nicht nur reicher, sondern auch erfahrener und offener für andere Kulturen,“ so Savall abschließend. Von ihm wird man hoffentlich auch in Zukunft noch Einiges hören. Von seinem Lebenswerk kann man Offenheit gegenüber anderen Kulturen und einen Blick für die Reichhaltigkeit dieser Welt lernen – Musik  kann Grenzen überwinden und die Menschen verbinden!

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  Jordi Savall in Berlin
Jordi Savall in Berlin mit "Gamb"
(Alle Fotos: Florian Hellbach)


CDS VON HESPERION XX und XXI


1976 - Music from Christian & Jewish Spain
1977 - Canciones y Danzas de España Lieder und Tänze der Cervantes-Zeit
1978 - Musicque de Ioye 
1978 - Cansós de Trobairitz. Lyrik der Trobairitz, um 1200 
1978 - El Barroco Español
1978 - Samuel Scheidt: Ludi Musici 1
1979 - Llibre Vermell de Montserrat
1979 - Giovanni Gabrieli - Giuseppe Guami 
1980 - Orlande de Lassus: Sacræ cantiones
1982 - Battaglie e lamenti – Schlacht und Klage 
1983 - XXIII Fantasies par Eustache du Caurroy
1983 - François Couperin: Les Nations 
1983 - Brade: Hamburger Ratsmusik um 1600
1984 - Viva rey Ferrando. Renaissance music from the Neapolitan Court
1985 - Tobias Hume: Poeticall musicke
1986 - François Couperin: Les Apothéoses
1986 - Johann Sebastian Bach: Die Kunst der Fuge
1986 - Antonio de Cabezón (1510–1566) Instrumental works.
1986 - Johann Hermann Schein: Banchetto musicale
1987 - Ensaladas. Flecha, Heredia, Arauxo
1987 - Hammerschmidt: Vier Suiten aus "Erster Fleiss"
1988 - John Dowland: Lachrimæ or Seven Teares 1604
1988 - Juan del Enzina: Romances & Villancicos, Salamanca, 1496
1989 - Christopher Tye: Lawdes Deo
1989 - Johann Rosenmüller: Sonate da Camera & Sinfonie, 1654–1682
1990 - Jenkins: Consort Music for Viols in six parts
1991 - Lope de Vega: Intermedios del Barroco Hispánico
1992 - El Cancionero de Palacio, 1474–1516
1992 - El Cancionero de la Colombina, 1451–1506  
1992 - El Cancionero de Medinaceli 1516–1556. Música en el tiempo de Carlos V. 
1992 - Cristóbal de Morales: Officium Defunctorum. Missa Pro Defunctis
1992 - Francisco Guerrero: Sacrae Cantiones
1992 - Tomás Luís de Victoria: Cantica Beatae Virginis
1993 - Alfonso X El Sabio: Cantigas de Santa Maria. Strela do dia
1994 - Folias & Canarios
1994 - Matthew Locke: Consort of Fower Parts
1994 - Jeanne La Pucelle. (B.S.O.)
1995 - Henry Purcell: Fantasias for the Viols
1997 - Samuel Scheidt: Ludi Musici, Hamburg, 1621
1998 - Joan Cabanilles, 1644–1712. Batalles, Tientos & Passacalles
1998 - Elizabethan Consort Music
1999 - Díaspora Sefardí. Romances & Música instrumental
2000 - Anthony Holborne: The teares of the Muses. Elizabethan Consort Music, Vol. II
2000 - Carlos V. Mille Regretz: La Canción del Emperador
2000 - Battaglie & Lamenti (1600–1660). Monteverdi, Peri, Fontei, Strozzi 
2001 - Ostinato. Falconiero, Marini, Merula, Ortiz, Pachelbel, Purcell, Rossi, Valente & Anonimi
2002 - William Lawes: Consort Sets in Five & Six parts
2003 - Alfonso Ferrabosco, the Younger: Consort Music to the Viols in 4, 5 & 6 Parts
2003 - Villancicos y Danzas Criollas. De la Ibéria Antigua al Nuevo Mundo, 1559–1759
2004 - Isabel I, Reina de Castilla (Musicas Reales, vol. III)
2005 - Don Quijote de la Mancha
2005 - Altre Follie 1500-1750
2006 - Orient – Occident
2006 - Christophorus Columbus
2010 - The Borgia Dynasty 
2012 - Mare Nostrum


Jordi Savall in Berlin


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