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Frauenlob Manesse-Bild

Minnesang.com
Dr. Lothar Jahn
Guderoder Weg 6
34369 Hofgeismar
05671-925355
E-mail an Minnesang.com


DAS LESEBUCH
ZUM THEMA


Sängerkriegs-Lesebuch
Das Lesebuch enthält die Inhalte der Vorträge, Gesprächskonzerte und anderen Veranstaltungen der Sängerkriegs-Reihe der Volkshochschule Region Kassel.
1. Die Legende vom Sängerkrieg
- Versuch einer historischen Einordnung
- Die sieben Sänger und ihre historische Verortung
- Das Fürstenlob im Kontext des Gesamtwerkes
- Wo bleibt eigentlich der Tannhäuser?
- Zum Traditionsrahmen der Sängerkriege
2. Der Sängerkrieg im Spiegel der Romantik
- Brüder Grimm: Der Sängerkrieg auf der Wartburg
- E.T.A. Hoffmann: Der Kampf der Sänger
- Novalis: Heinrich von Ofterdingen
- Friedrich de la Motte Fouqué: Der Sängerkrieg auf der Wartburg
- Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg
3. Die Wartburg
- Zur Geschichte der Wartburg
- Moritz von Schwinds Sängerkriegs-Fresko auf der Wartburg
4. Robert Löhrs Roman "Krieg der Sänger"
5. Sängerkriege im 21. Jahrhundert
6. Literatur, Tonträger und DVDs zum Thema
> Das Lesebuch kostet 5 Euro plus 3 Euro Versand. Hier bestellen.


ULRICH MÜLLER, REINHARD WIEDEMANN, 
EBERHARD KUMMER
Wartburgkrieg und Tannhäuser-Ballade (Chaucer-Studio)
Wartburg-Krieg
Der Sängerkrieg auf der Wartburg ist harter Stoff. Obwohl die Dichtung im Mittelalter einen hohen Stellenwert hatte und in vielen Handschriften auftaucht, ist sie doch in allen Ausuferungen ein fast unübersichtliches Terrain, dessen genaue Auslotung großes Fachwissen und Einfühlung ins mittelalterliche Denken erfordert. Obwohl in der Jenaer Liederhandschrift und der Kolmarer Liederhandschrift sangbare Melodien überliefert sind, gibt es das Werk als Ganzes bislang noch nicht auf CD, selbst nach Auszügen muss man lange suchen. Zumindest was den populärsten und noch am leichtesten nachzuvollziehenden Teil, das „Fürstenlob“, angeht, gibt es aber eine brauchbare Zusammenfassung auf CD. An ihr hat noch der kürzlich verstorbene Germanist Prof. Dr. Ulrich Müller mitgewirkt, er gibt zu Beginn des Mitschnittes eines Auftritts im Wiener Kulturforum eine fast 10-minütige Einführung. Sodann schlüpft Reinhold Wiedemann, begleitet vom allseits rührigen Eberhard Kummer, in die Rollen der unterschiedlichen Akteure Walther, Wolfram, Heinrich, Reinmar, Bitterolf und „Der Tugendhafte Schreiber“, die Rollenwechsel werden jeweils per Zuruf angekündigt. Wiedemann gibt alles, schließlich steckt in den Texten viel Emotion, Emphase und Empörung, denn es geht um Kopf und Kragen. Doch Stempfel muss am Ende mit dem Strick abziehen, denn die Landgräfin beschützt den aufmüpfigen Heinrich vor dem Tode. Und wer es immer noch nicht weiß: Heinrich ist der von Ofterdingen und nicht der Tannhäuser, wie erst Herr Wagner behauptet. Es geht auch nicht um lüsterne Ausflüge zum Venusberg, sondern um Ehrlichkeit, Höflichkeit und Gefolgschaft. Die Vorstellung des Wagnerschen Helden ergänzt am Ende Eberhard Kummer, der die CD um eine geniale Version der Tannhäuser-Sage in einer Vertonung aus dem 15. Jahrhundert bereichert. So bekommt man die beiden doch sehr unterschiedlichen Zutaten zu schmecken, die Wagner im 19. Jahrhundert vermischt hat, nicht ohne eine ordentliche Prise Liebestod-Schmalz hinzuzugeben. Damit entstand ja unser etwas verzerrtes Bild vom Wartburgkrieg. Danke an die Akteure fürs Zurechtrücken! (lj)

IN VORBEREITUNG:
Das Hörbuch zum Sängerkrieg

CD Sängerkrieg

Der bekannte Minnesänger und Rezitator Holger Schäfer erzählt auf seine unnachahmliche die alte Sage vom Sängerkrieg. Zunächst in der Grimmschen Fassung, dann in einer ausgedehnten Fantasie. Live aufgenommen in der Alten Schule Lelbach am 17.2.13. Plus Aufnahmen von Minneliedern der Wartburg-Streiter, interpretiert durch Jochen Faulhammer, Knud Seckel, Hans Hegner, Malte Lange, Musiktheater Dingo u.a.
>> CD bestellen für 15 Euro plus 3 Euro Versand.
>> Ausschnitt: die Grimmsche Sage, erzählt von Holger Schäfer.

  Walther, Wolfram und Frau Venus
Ein Gespräch zum Sängerkrieg auf der Wartburg
von Hans Hegner und Dr. Lothar Jahn


Am 15.6.2013 wird auf Schloss Berlepsch ein großes Musiktheaterstück zum "Sängerkrieg auf der Wartburg" erstmals gezeigt – im Rahmen des Festivals "Grimm 2013". Zu diesem Ereignis dokumentieren wir ein Gespräch zwischen dem Berliner Minnesang-Interpreten Hans Hegner, der als Walther von der Vogelweide mitwirkt, und dem Autor des Stückes und Künstlerischen Leiter der Veranstaltung, Dr. Lothar Jahn. Den Rahmen der Neufassung Jahns bildet die Sage vom Sängerkrieg, wie sie die Brüder Grimm in ihren "Deutschen Sagen" niedergeschrieben haben. Die Grimms werden auch auftreten, ihre Version vortragen und das Geschehen kommentieren. Da aber fast alle Akteure aus der Mittelaltermusikszene kommen, wurden zur Umsetzung die überlieferten mittelalterlichen Quellen hinzugezogen – sowohl, was die Texte der Dialoge, als auch, was die Musik betrifft.
> Näheres zur Überlieferungslage siehe hier.

Hans Hegner: Lieber Lothar, du hast dich ja selbst seit 2005 auf die Durchführung von Minnesänger-Wettstreiten spezialisiert. Der "Sängerkrieg auf der Wartburg", der dieses Jahr auf Berlepsch gezeigt wird,  ist aber ein ganz besonderes Projekt!
Lothar Jahn: Und ob! Sonst haben wir ja auch einen thematischen Rahmen, zu dem jeder Sänger etwas beisteuert. Am Ende darf das Publikum bzw. die Herrin entscheiden, wer der Beste war. Aber ein solch spielerischer Rahmen passt nicht, wenn man die Geschichte vom Sängerkrieg in ihrer ganzen Tragik erzählen will. Das muss man von vornherein als Theaterstück anlegen, vergleichbar eher dem Singspiel zu Elisabeth von Thüringen, das ich für die Eliabethkirche 2007 konzipiert habe. Eigentlich ist das ja nun so eine Art "Prequel" zum Elisabeth-Stück geworden. Aber die Vorlage war auch wunderbar, bietet Tragik und Tiefgang und verweist auf eine gute Kenntnis der Geschichte des Thüringer Hofes und der beteiligten Minnesänger. Das hat mich wirklich erfreut und erstaunt bei der näheren Beschäftigung mit den Quellen.
Hans Hegner: Es ist interessant, dass in der Sängerkriegsdichtung die großen Protagonisten Wolfram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide in ähnlicher Weise charakterisiert werden, wie wir es auch heute tun würden. Und wenn wir Reinmar als "den Alten" einsetzen, haben wir wirklich die 3 bedeutendsten Sänger und Dichter ihrer Zeit beisammen.
Lothar Jahn: Seltsam ist in diesem Zusammenhang die Nennung des Reinmar von Zweter. Wie der da hinein geraten ist? Das passt ja zeitlich gar nicht, weil der noch ein Kind war, als die anderen sangen. Wobei das anscheinend schon bei der Niederschrift in der Manesse bemerkt wurde, denn in der beigefügten Miniatur wird ja ausdrücklich Reinmar der Alte genannt!
Hans Hegner: Wahrscheinlich haben sie die beiden einfach verwechselt. Reinmar von Zweter war ein bedeutender Sangspruchdichter in der Entstehungszeit der Legende und hat in seinen jungen Jahren schließlich auch unter Leopold von Österreich am Babenberger Hof gedichtet. Reinmar der Alte ist allerdings Walthers direkter Kontrahent und das passt sehr gut zu Walthers Animositäten gegenüber Herzog Leopold, da passt die aus seinen eigenen Liedern erschlossene Reinmar-Walther-Fehde genau hinein.
Lothar Jahn: Das ist wirklich spannend, dass bei den Autoren ein Wissen über die Protagonisten, ihre Dichtung und ihr Leben vorhanden war, was man genau in der Zeichnung von Walther merkt, wie du schon erwähnt hast in Bezug auf den Babenberger Hof in Wien, aber auch in seiner Spitzfindigkeit und seinem Scharfsinn, mit der er am Schluss den Sängerkrieg gegen Ofterdingen entscheidet. Gleiches gilt ja auch für Wolfram von Eschenbach, der als so eine Art Übervater auftritt...
Hans Hegner: Hier wird Wolframs moralische Autorität aus seinen epischen Werken, etwa dem Parzival, ins Spiel gebracht...
Lothar Jahn: ...und sein großes Wissen, mit dem er die Rätsel löst, obwohl er ein "Laie" ist, was ja Klingsor so zum Staunen bringt. Spannend ist auch diese literarische Mischform, die da entstanden ist. Der Sängerkrieg ist ja in seiner dialogischen Struktur eher Drama als Epik, ja fast schon Oper, es gibt ja zum Fürstenlob und zum Rätselspiel jeweils eine überlieferte Melodie. Das ganze hat ja auch, das haben wir jetzt beim Einstudieren gemerkt, eine Dramatik, die sich aus sich selbst heraus entwickelt und bis zum Höhepunkt vorangetrieben wird, da merkt man die ordnende Hand des Autors. Da wurde nicht einfach Strophe für Strophe gedacht, das wird effektvoll zugespitzt. Mir fällt kein vergleichbares Werk aus dem Mittelalter ein.
Hans Hegner:Mir auch nicht. Das ist wirklich einzigartig, das war dem mittelalterlichen Publikum vielleicht gar nicht so bewusst. Drama und Theater gab es ja zu der Zeit nicht, nur die Geistlichen Spiele wie Oster- oder Weihnachtsspiel. Diese Mischform wirkt wie gerade erfunden.
Lothar Jahn: Insofern ärgern mich solche Dinge, wie ich sie neulich in einem Internetlexikon gefunden habe, das davon sprach, es wäre eine Sammlung von Gedichten der Akteure, denen man nachträglich die Sängerkriegsstruktur als Rahmenhandlung übergestülpt hätte. Das ist völlig absurd, da die Strophen ja alle im selben Ton und aufeinander bezogen sind.
Hans Hegner: Ja, das sehe ich auch so. Unter Umständen wurde das damals auch mit der Form des Leichs assoziiert – lange, komplexe Dichtungen, wie sie zum Beispiel Frauenlob mit dem Marien- und dem Minneleich zur Blüte gebracht hat...
Lothar Jahn: Ja, da sind ja auch dialogische Formen dabei!
Hans Hegner: Richtig. Wo sich der Dichter mit seinem Verstand unterhält, wo in scholastischer Weise disputiert wird über viele Strophen hinweg. Das ist vergleichbar. Eben nicht nur einfache Sangspruchstrophen, sondern längere, in sich zusammenhängende Gebilde.
Lothar Jahn: Du warst ja damals auch bei der Sängerkriegs-Inszenierung auf der Wartburg dabei. Wo siehst du die Unterschiede?
Hans Hegner: Der Hauptunterschied ist, dass wir uns damals auf das Fürstenlob beschränkt haben. Wir haben also diesen zweiten Teil mit Klingsor ganz rausgelassen und uns auf den dramatischen ersten Teil beschränkt, bis zu dem Moment, wo Ofterdingen bei der Fürstin Schutz sucht.
Lothar Jahn: Da gab es dann aber nochmal einen Kunstgriff, der das ganze in Bezug zur Gesamtgeschichte setzte.
Hans Hegner: Richtig. Der Regisseur, Thos Renneberg selbst, ist das Stück über als Erzähler aufgetreten, in moderner Kleidung, und stellte sich erst am Schluss als Klingsor vor, als zeitreisender Zauberer, der damals dann die Sache zu einem guten Ende gebracht und heute die Geschichte noch einmal erzählt hat. Eine ähnliche Instanz, wie du sie jetzt mit den Brüdern Grimm eingeführt hast, die das Geschehen vom Rande her kommentieren.
Lothar Jahn: Die Anachronismen sind sowieso interessant bei dieser ganzen Sängerkriegsüberlieferung. Der bekannteste kommt ja von Wagner, der den Tannhäuser in diesen Kontext setzt – auch der wäre damals ja nur ein Kleinkind gewesen. Den tut er dann auch noch mit Elisabeth zusammen, das ist wirklich gruselig, wenn man daran denkt, wie die Zeitgenossen die große Liebe zwischen Elisabeth und Ludwig preisen. Spannend sind die gewollten Anachronismen, wie sie z.B. Schwind in sein großartiges Wartburg-Fresko eingebaut hat: Der Mäzen des Bildes und der ganzen Wartburg-Renovierung Carl Alexander steht dort rechts mit seinen Zeitgenossen, denen er die Szenerie präsentiert. Dazu sieht man dann als Randfiguren auch noch Luther mit der Laute und Melanchton und, hinter Wolfram von Eschenbach, Händchen haltend Goethe und Schiller.
Hans Hegner: Da wird über die Jahrhunderte hinweg eine Brücke geschlagen, da wird das Bündnis von Kunst und Macht gefeiert. Hermann von Thüringen, der große Förderer der Künste, der über die Jahrhunderte hinweg strahlt, obwohl er ja eigentlich politisch eine eher ambivalente Figur war, die immer wieder die Seiten wechselte.
Lothar Jahn:...und sein Geld mit zweifelhaften Gesellen vertrank, wie Walther beklagt, nachdem er ihn aber vorher auch kräftig hochleben ließ, denn in seinem Hofkreis wollte man als Sänger und Dichter gerne sein.
Hans Hegner: Doch über die Jahrhunderte hat sich das positive Bild erhalten.
Lothar Jahn: Na klar, solche Mäzene wünschen wir uns doch auch gerne, die ihren Reichtum dafür nutzen, die Dichter und Sänger zur Geltung zu bringen. Witzig fand ich, wie Robert Löhr in seinem Sängerkriegsroman das aufgegriffen hat: Am Ende ließen die Sänger Hermann nur die Wahl, als Förderer der Künste in die Geschichte einzugehen oder als Mörder der größten Sänger seiner Zeit.
Doch zu den anderen Figuren: Du hast damals Reinmar gespielt und jetzt Walther: Wer liegt dir mehr?
Hans Hegner: Ich fand es spannend, den Reinmar zu singen, der trotz seines großen Ruhmes im Mittelalter heute fast gar nicht mehr gesungen wird. Man hat ja keine Originalmelodien von ihm und die Texte der Hohen Minne sind  uns heute fremder als die anderer Dichter. Das war schön: Ich konnte Kontrafakturen beisteuern für Lieder, die meines Wissens anderswo noch nicht wieder gesungen worden sind. Aber als Person finde ich jetzt Walther doch etwas interessanter, er hat ja eine als expresssive Persönlichkeit eine offensive, fordernde Rolle, das kommt meinem Gesangs- und Interptretationsstil sehr nahe.
Lothar Jahn: Ihr habt damals auf der Wartburg das Fürstenlob zwar als Vorlage genommen, es aber nur in kleinen Auszügen zitiert.
Hans Hegner:Die Sänger sangen Lieder und Sangsprüche aus der Überlieferung der jeweiligen Dichter oder, bei Ofterdingen, aus dem geographischen Kontext. Wolfram hat Passagen aus seiner Epik rezitiert. Die Zitate aus dem Fürstenlob wurden nur eingefügt, teilweise als Sprechtext.
Lothar Jahn: Dieses Mittel habe ich in meiner Fassung auch verwendet, indem ich dem Fürstenlob eine Minnepreisung vorangestellt hatte. Doch ich wollte mich auch am Fürstenlob in der dramatischen Struktur, die ja eigentlich hervorragend herausgearbeitet ist in der mittelalterlichen Vorlage, erproben. Deshalb wird es im zweiten Teil der ersten Hälfte auch mit dem Thüringer Herrenton im Wechselgesang der Protagonisten erklingen. Allerdings musste man das ganze dann doch verknappen. Etwa ein Drittel der zwei Dutzend Strophen blieb übrig, dramatisch zugespitzt, aber in der Charakterzeichnung, wie wir sie aus den frühen Quellen kennen.
Hans Hegner: Was ist mit dem zweiten Teil, dem Rätselspiel. Das ist doch eine ungleich schwierigere Materie!
Lothar Jahn: Ja, das ist wahr. Ulrich Müller hat mir noch kurz vor seinem Tode abgeraten, dies ins Stück zu integrieren, weil es für uns heute so viele Verständnisfragen aufwirft, was eine dramatische Umsetzung sehr erschwert. Ich fand das aber reizvoll, wollte auch ein wenig Eintauchen in Klingsors Zauberwelt und in die erbitterten Dispute zwischen Klingsor und Wolfram. Auch dieses Auftauchen des skurrilen Dämons fand ich sehr reizvoll und konnte mir das auch ideal auf der Theaterbühne vorstellen.
Hans Hegner: Der zweite Teil unterscheidet sich dann ja auch in der optischen Umsetzung sehr stark vom ersten. Teil 1 lebt ja vom Dialog, von der Sprache, von der Interaktion der Sänger. Im Teil 2 greifst Du ja dann doch auch in die Theatertrickkiste.
Lothar Jahn:
Logisch, anders ist der Zauberei auch nicht beizukommen. Der erste Teil wird auf Berlepsch im Hellen gezeigt, bei Teil 2 wird's dann dämmrig und richtig dunkel, dann kommen auch die Licht- und Feuereffekte hoffentlich gut zur Geltung. Damit das funktioniert, haben wir die späte Anfangszeit gewählt. Von den komplizierten Rätseln habe ich mir die verständlichsten herausgesucht, vor allem diese Geschichte vom schlafenden Kind, an der sich dann der Zweikampf zwischen Wolfram und Klingsor zuspitzt.
Hans: Und dann diese Szenen mit dem Dämonen, wo Wolfram die Ruhe bewahrt und sich als gottesfürchtiger Mann gegen alle Versuchungen profiliert...
Lothar Jahn: Ja, an ihm verzweifelt schließlich sogar der Dämon, als er "Du bist ein Laie, schnipfenschnapf" an die Wand schreibt und verschwindet.
Hans Hegner: Und Richard Wagner? An dem hast du dich dann auch noch abgearbeitet!
Lothar Jahn: Ach nein, so kann man das nicht nennen. Er hat unser Bild vom Sängerkrieg geprägt wie kein anderer und deshalb wollte ich zumindest ein paar kleine Anspielungen einbauen. Im ersten Teil ist es diese Festrede des Landgrafen aus dem "Tannhäuser" in bester Politikermanier, wobei ich die Landgräfin das offizielle Blabla ein bisschen durch kleine, aber wirksame Spitzen stören lasse.
Hans Hegner: Und im zweiten Teil kommt dann doch Frau Venus ins Spiel, obwohl die ja nun in den Tannhäuser-Sagenkreis gehört!
Lothar Jahn: Ja, ich habe sie in Wolframs Versuchung durch den Dämonen hereingeholt. Er will ja Wolfram vom Pfad der Tugend und Moral abbringen und da kam mir dann der Tannhäuser in den Sinn. Venus kommt im Kreis der Sirenen und fordert ihn auf, sich bei ihr der Wollust hinzugeben. Perfider noch: Sie lockt ihm mit dem Trugbild der Landgräfin Sophie, die laut ganz altem Tratsch ja die eigentliche Herzensdame Wolframs war. Auf die musikalische Lösung des ganzen bin ich stolz, ich habe zwei Carmina-Burana-Stücke zusammengeführt: Venus singt das verführerisch-erotische Frühlingslied "Veris dulcis", Wolfram kontert mit einer schmerzensreiche Strophe aus dem "Dulce solum", wo ja die zerstörerische Liebesmacht der Venus angeprangert wird. Der Gesang der beiden vereint sich aber zu einer herrlichen Zweistimmigkeit, wie Dagmar und Holger das zusammen singen, das ist zum Dahinschmelzen. Das ganze endet dann aber mit einem Wagnerianischen Schluss, der schließlich parodistische Züge annimmt: Die drei Sirenen preisen in romantischer Dreistimmigkeit "glühender Liebe selig Erbarmen" - doch was wie ein Walkürensang beginnt steigert sich in ein aberwitziges Accelerando-Karussell hinein, das Wolfram schließlich gewaltsam abbricht und im letzten Moment auf den Pfad der Tugend zurückbringt. Für mich der Höhepunkt des Stückes!
Hans Hegner: Wir werden sehen, wie das am Samstag ankommt. Das ganze wird ja noch von einer Feuerschau illustriert!
Lothar Jahn: Ja, da wird richtig dick aufgetragen. Ich bin selbst gespannt, wie das alles sich so zusammenfügt.
Hans Hegner: Hoffentlich zum Besten! Drücken wir uns die Daumen!
Lothar Jahn: Gerne.

>> "Der Sängerkrieg auf der Wartburg", 15.6.2013, 20.30 Uhr.
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>> Mehr zum Thema Sängerkrieg
hier.
>> Die Grimmsche Sage.
>> Holger Schäfer erzählt die Grimmsche Sage zur Harfe hier.

>> CD bestellen für 15 Euro plus 3 Euro Versand.
  IM GESPRÄCH
Hans Hegner und Lothar Jahn
Dr. Lothar Jahn (links) und Hans Hegner

SÄNGERKRIEGS-INSZENIERUNG
AUF DER WARTBURG 2006
Sängerkrieg auf der Wartburg
Die prachtvolle Atmosphäre im Sängersaal

Hans Hegner als Reinmar
Hans Hegner als Reinmar der Alte 2006

Knud Seckel auf der Wartburg

Knud Seckel auf der Wartburg als Heinrich von Ofterdingen 2006


SÄNGERKRIEGS-INSZENIERUNG
SCHLOSS BERLEPSCH 2013

Schloss Berlepsch
Die Schlossanlage Berlepsch geht auf eine Gründung Arnolds von Berlepsch in den Jahren 1368/69 zurück. Die mittelalterliche Burganlage wurde im Verlauf des 16. Jahrhunderts mehrfach erweitert und nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut. Heute prägt besonders der Umbau der 1880er/90er Jahre durch den bedeutenden historistischen Architekten Gustav Schönermark das Erscheinungsbild. 
> Website Schloss Berlepsch

DIE HAUPTDARSTELLER
Gerda Weinreich und Bernd Bonnet
Das Landgrafenpaar (Gerda Weinreich als Sophie, Bernd Bonnet als Hermann)
Landgraf Hermann I. von Thüringen und Hessen (ca. 1155 - 1217) war ein einflussreicher Fürst, bekannt als Mäzen der Künste.  Er förderte Dichter und Sänger wie Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und Heinrich von Veldeke.  Er stand für höfische Prachtentfaltung, aber auch für Wankelmut. So wechselte er im Streit zwischen Welfen und Staufern um die Kaiserkrone mehrfach die Seiten.  1196 heiratete er Sophie (1170 - 1238), mit der er sechs Kinder hattte. 

Heinrich von Ofterdingen (Malte Lange)

Malte Lange Heinrich von Ofterdingen ist wohl die interessanteste Figur der Sängerkriegsdichtung. Während beim "Fürstenlob" alle anderen Sänger den Thüringer Landgrafen Hermann preisen, stellt er den Babenberger Leopold VI. (auch der "Glorreiche" genannt, Herzog von 1198 - 1230) über seinen Gastgeber.

Wolfram von Eschenbach
(Holger Schäfer)

Holger SchäferEr ist der einflussreichste Epen-Dichter des Mittelalters, Autor von "Parzival", "Titurel" und "Willehalm". Im Minnesang ist er vor allem als Schöpfer von wunderbaren Tageliedern bekannt. Sein Geburtsjahr wird zwischen 1160 und 1180 geschätzt, sein Todesdatum nach 1220. In der Sage misst er sich mit magischen Sänger Klingsor, der den selben Namen trägt wie der böse Zauberer aus dem "Parzival".

Klingsor von Ungarland (Knud Seckel)
Knud Seckel In der Sage ist der Ungar Klingsor der größte Minnesänger seiner Zeit - wäre er es wirklich gewesen, so hätten wir sicher mehr von ihm als ein paar fantastische Geschichten und eine einzige Melodie mit dem vieldeutigen Titel "Der schwarze Ton", die in der Jenaer und der Kolmarer Liederhandschrift in unterschiedlicher Fassung überliefert ist.

Walther von der Vogelweide
(Hans Hegner)

Hans HegnerMan nannte ihn schon zu Lebzeiten "die Nachtigall": Der bekannteste deutsche Minnesänger schrieb Werke wie die Reichsklage "Ich saz uf einem steine", das "Palästinalied" und  "Under der linden". Auch Walther hat in Hermanns Dienst gesungen, er nimmt gleich in mehreren Sangsprüchen auf diese Tatsache Bezug.

Reinmar (Jochen Faulhammer)
Jochen FaulhammerReinmar der Alte war Lehrer Walthers von der Vogelweide in Wien. Zwischen beiden tobte eine in Liedern ausgetragene Fehde, an deren Ende Walther Wien verlassen musste. Die Miniatur in der Manesse-Handschrift zeigt ihn als Teilnehmer des Sängerkriegs.

Dämon Nasion (Marcus van Langen)
Marcus van LangenNachdem Klingsor von Ungarland den Sänger Wolfram von Eschenbach ohne Erfolg beim Sängerkrieg  herausgefordert hat, schickt er ihm seinen unheimlichen Begleiter, den Dämon Nasion. Dieser soll herausfinden, ob Wolfram mit schwarzer oder weißer Magie im Bunde ist.

Frau Venus (Dagmar Jahn)
Dagmar JahnNach der alten Sage vom Tannhäuser lockt Frau Venus gern die
Minnesänger in ihre Fänge: In der Wagnerschen Sängerkriegs-Oper ist Ihr das zunächst gelungen. Ob es die feurige Dame aber diesmal auch schafft, den frommen Wolfram von Eschenbach zu verführen?

Elisabeth von Thüringen
(Claudia Heidl)

Claudia HeidlElisabeth von Thüringen (1207 - 1231) lebte seit früher Kindheit auf der Wartburg. Die ungarische Königstochter heiratete Ludwig, den Sohn von Hermann und Sophie. Aufgrund ihres Einsatzes für die Armen und Kranken wurde sie schon kurz nach ihrem Tod heilig gesprochen. Klingsor verkündet in der Sängerkriegssage ihre Geburt - ein Element, das der Geschichte ursprünglich Ende des 13. Jh. durch Dietrich von Apolda hinzugefügt wurde.

 
MINNESANG.COM PRÄSENTIERT:
Die CD-Eigenproduktioen von Minnesang.com. Mehr hier.
Burg Falkenstein CD Walther von der Voglelweide CD Minne im Mayen CD Falken, Lerchen Nchtigallen CD European Minnesang CD Spruchgesang und Sachsenspiegel CD Tribut an Ougenweide CD Merseburger Zaubersprüche CD
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