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Frauenlob Manesse-Bild

Minnesang.com
Dr. Lothar Jahn
Guderoder Weg 6
34369 Hofgeismar
05671-925355
E-mail an Minnesang.com



Weinberge
Hoch über St. Marien liegen die Weinberge von Freyburg: Auch sie tragen zur einzigartigen Atmosphäre bei.


Susanne Ansorg

Susanne Ansorg
: Sie organisiert das Festival, ist aber mit ihrer Fidel sehr oft auch selber  künstlerisch aktiv. In diesem Jahr mit dem Montalbâne Ensemble, mit Ala Aurea und als Begleiterin von Jörg Peukert


Jörg Peukert

Jörg Peukert: Der Burgherr der Neuenburg findet bei seinen Anmoderationen wieder genau die richtigen Worte. Mit beeindruckender Stimme rezitiert er mittelalterliche Texte.


FESTIVAL-CD
Montalbane CDZum 20-jährigen Jubiläum des Festivals erschien eine CD des Ensembles "Les Haulz et les Bas".  Nachempfunden wird hier die Musik der "Alta Capella", also Musik, die vor allem der städtischen Repräsentation diente. Da kam es auf Lautstärke und Glanz an, aber auch auf Virtuosität, denn schließlich wollten wichtige Ereignisse feierlich begangen sein und auch die Musik war ein Aushängeschild. Die hier vorgestellten Beispiele reichen vom archaischen Quintklang bis hin zum fast schon symphonischen Arrangement. Denn die international formierten Blasmusiker um das charismatische Musikerpaar Ian Harrison und Gesine Bänferbeschränken sich natürlich nicht nur auf die repräsentative Pflicht. Als Kür kommt eine unbändige Spielfreude hinzu, ja, eine wahre Lust am Experimentieren mit dem musikalischen Material. (lj) 
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Minneturnier
Am 1. Juliwochenende ist auf Burg Falkenstein im Ostharz wieder Minneturnier. Diesmal singen ausschließlich Frauen: Noemi La Terra, Karina Benalcazar, Christine Zienc, Klara vom Querenberg und Korydwenn stehen im Wettbewerb. Es gibt ein schönes Rahmenprogramm. Mehr hier:




  Montalbâne 2017:
enstpannt und charmant


Auf den Spuren der Minne und der Meister

Unter dem Motto "Tandaradey - Minnesang und Meistermusik" fand vom 16. bis 18.6. das Montalbâne-Festival im Wein-Städtchen Freyburg/Unstrut nun bereits zum 27. Mal statt. Montalbâne ist Deutschlands bedeutendstes Festival für die anspruchsvolle höfische und geistliche Musik des Hochmittelalters. 

Das Festival startete "très charmant", die Gruppe Obsidienne aus Frankreich widmete sich der Carmina-Burana-Überlieferung. Kritik an der Geldgier, an der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit, Liebessehnsucht und Liebeslust, die Freuden (und Auswüchse) des exzessiven Alkoholkonsums, immer mit einer deutlichen Verbeugung vor der idealisierten Kultur des griechischen Altertums: all das wurde von der höchst sympathischen französischen Gruppe in mittelalterlicher Gewandung plakativ auch szenisch auf die Bühne gebracht. Aus fast allen "Hits" der Liedersammlung aus Benediktbeuren gab es ein Appetithäppchen, das ganze hätte stellenweise vielleicht ein wenig mehr Tiefgang vertragen. Doch die rustikale Vorführung riss mit der ihre Spielfreude und Lebenslust, und das viele Sprechtexte in deutscher Sprache vorgetragen wurden, die in der Originalfassung der Inszenierung eigentlich französisch aufgeführt werden, war eine sehr schöne Geste.

Obsidienne

Obsidienne sangen die Carmina Burana

Besinnlich wurde es am selben Abend beim Mitternachtskonzert auf der Neuenburg: die Sopranistin Sabine Lutzenberg und der Flötist Norbert Rodenkirchen huldigten Meister Frauenlob. "In vergessenen Tönen" hieß das Programm mit Spruchgesängen des schon in seiner Zeit gefeierten Sängerdichters. In der Doppelkapelle wurde die mystische Atmosphäre dieser herrlich dahinfließenden Musik besonders deutlich.

Marc Lewon und Henry Hope

Henry Hope und Marc Lewon

Der zweite Tag begann im Festsaal der Neuenburg mit einem Vortrag von Henry Hope und Marc Lewon: Die beiden Wissenschaftller zeigten auf, wie unterschiedlich man Lieder des Minnesangs darbieten kann. Dabei wurde aber auch deutlich, wie stark Aufführungstraditionen und Stückauswahl durch Referenzaufnahmen geprägt werden, an denen sich andere Interpreten oft kritiklos orientieren, ohne die dort getroffenen Entscheidungen am Originalnotentext zu überprüfen.    Ein besonders markantes Beispiel ist Wizlaws "Loibere risen": Das Gros der Einspielungen orientiert sich an der Version von Thomas Binkleys Studio der Frühen Musik. Hope machte aber deutlich, das auch ganz andere Versionen denkbar sind: So verzichtet die Version von Frank Wunderlich auf die von fast allen Nachahmern eingefügten zusätzlichen Vorzeichen, die die Melodie in gefällige Durgefilde herüberholt. Els Janssens-Vanmunster stellte am Klavier eine völlig andere Bearbeitung des Liedes aus der Romantik vor, in der das Lied fast schon die Qualitäten eines Schubertliedes bekam.

Marc Lewon setzte sich in seinem Vortragsteil mit der Neidharttradition auseinander, was er am Nachmittag in der Kirche St. Marien mit seinem Ensemble Leones aufführungspraktisch untermauerte. Im ersten Teil des Konzertes erklangen die frühen "Neidharte" der Frankfurter Handschrift aus den 13. Jahrhundert, im zweiten Teil markante Beispiele der späteren Neidhart-Überlieferung. Die Unterschiede wurden zugespitzt durch die Verwendung verschiedener Aussprachen und das eingesetzte Instrumentarium. Ein ebenso anrührendes wie lehrreiches Konzert!

Nacht der Sänger

Die Interpreten der Nacht der Sänger

Auch bei der schon mehrere Tage im Voraus ausverkauften "Nacht der Sänger" auf der Neuenburg verkörperte Marc Lewon Neidhart und stellte dessen Kreuzlieder vor, die in ihrem Realismus einen angenehmen Gegenpol zur Kreuzzugspropaganda anderer Minnesänger darstellen. Zur selben Zeit waren in drei anderen Räumen der Neuenburg weitere Sänger aktiv. Das Publikum wurde in der Form eines Wandelkonzertes von Ort zu Ort geführt, jeder Interpret musste also sein Konzert viemal darbieten. Robert Weinkauf und Hagen Seidel führten mit viel theatralischem Talent in den Sittenspiegel "Der Ring" ein, der kein gutes Haar an der "heiligen Ehe" lässt. Martin Uhlig und Robert Schuchardt widmeten sich dem trauernden und alternden Heinrich von Morungen: Uhlig stellte in der Rolle von Morungens Fiedler seinen Herren als gebrochenen Mann vor, Schuchardt sang Morungens Lieder in stimmigen Kontrafakturen aus Uhligs Feder auf anrührende Weise. Derweil ging es im Weinkeller eher derb zu: Jörg Peukert rezitierte auf ebenso schaurige wie launige Weise aus dem "Parzival" und dem "Nibelungenlied", sehr zum Schrecken der anwesenden Musiker schilderte er, wie Hagen von Tronje einem Fiedler die Hand abhackt. Alle Akteure fanden sich anschließend noch einmal auf einer Balustrade zusammen, um Walthers Lindenlied anzustimmen – schließlich ist das "Tandaradey" aus dem Lied das diesjährige Festivalmotto.

Spätabends dann führe Maria Jonas mit ihrem Ensemble Ala Aurea in die Welt der Gralsbotin Kundry ein, die ebenso furchterregend wie faszinierend dargestellt wird: Ihr Programm "Cundrîe la Surziere" zeigte, das sich hinter der schaurigen Fassade aber eine Frau voller Mitgefühl und Nächstenliebe verbirgt.

Eine weitere Figur, deren Sicht uns durch Richard Wagners Opernschaffen getrübt wurde, ist der "Tannhäuser". Holger Schäfer und Lothar Jahn widmeten sich am Sonntagmorgen nach dem Festgottesdienst diesem Minnesänger, der schon kurz nach seinem Tode sagenhaft verklärt wurde. Schäfer intonierte dabei solistisch, zur Harfe oder zu Jahns Begleitung auf der maurischen Laute Tannhäusers Lieder in Melodien, die dem Tannhäuser zugeschrieben werden. Jahn zeigte auf, was man aus seinen Liedern über das Leben des Sängers erschließen kann.

Lothar Jahn und Holger Schäfer

Dr. Lothar Jahn und Holger Schäfer beim Tannhäuser-Vortragskonzert

Nachmittags gab es mit dem Auftritt von Tasto solo einen Einblick in die Musik des 15. Jahrhunderts: Mit großem Ernst und atemberaubender Virtuosität führten die Musiker in die Kompositionen des Buxheimer Orgelbuches ein. Besonders beeindruckend war das Musizieren der Tastenvirtuosen David Catalunya (Clavisimbalum) und Guillermo Pérez (Portativ). Pérez leistete auch das Konzert, das auch durch den zweistimmigen Gesang von Barbara Zanichelli und Albert Riera bestach, deren Stimmen auf wunderbare Weise zu einer Einheit verschmolzen.

Zum Abschluss waren dann die Macher von Montalbâne selbst am Zug: Das Montalbâne-Ensemble nutzte das Lutherjahr, um die vielfältigen musikalischen Bezüge in Luthers musikalischem Schaffen deutlich zu machen: liturgische Gesänge, die von Luther eingedeutscht wurden, Volkslieder und Tänze, gewürzt mit Kommentaren von Luther selber oder seinen Zeitgenossen. Vor allem die mehrstimmigen Gesänge, aber auch die raffinierte und höchst abwechslungreiche Umsetzung der Tanzmusik überzeugten. Am Ende des Konzertes gab es noch ein besonderes Glanzlicht: Die Sängerin Miriam Andersén trug Lutherlieder in schwedischen Nachdichtungen und Neuvertonungen vor. Das wunderbare und entspannte Festival ging zu Ende mit dem Lied "Freyburg, ich muss dich lassen". Ein Wiedersehen soll es natürlich auch geben, dies aber nicht in Freyburg, sondern im Kloster Pforta, wo Montalbâne 2018 ausnahmsweise stattfinden wird.

  MONTALBANE 2017
Das Programm

Freyburg

Freitag, 16. Juni
20 Uhr | Stadtkirche St. Marien | Eröffnungskonzert
OBSIDIENNE (F)
Carmina Burana

24 Uhr | Doppelkapelle Neuenburg | Mitternachtskonzert
SABINE LUTZENBERGER & NORBERT RODENKIRCHEN (D)
In vergessenen Tönen: Die Sangsprüche Meister Frauenlobs
Begrenzte Platzkapazität – Vorbestellung erforderlich!

Sonnabend, 17. Juni

Neuenburg11 Uhr | Festsaal Neuenburg | Podiumsdiskussion
Marc Lewon (D) & Henry Hope (GB)
Minnesang und Spruchdichtung: Wie kommt ein mittelalterliches Lied auf die Bühne?
Ein Erfahrungsaustausch zwischen internationalen Wissenschaftlern und Musikern des Festivals.
 
15 Uhr | Stadtkirche St. Marien | Konzert
LEONES (D, F, B, LV)
Neidhart: Unerhörtes aus Reuental & Herr Neidhart diesen Reihen sang
 
19 Uhr | Schloss Neuenburg | Sonderkonzert
NACHT DER SÄNGER
>>>> ausverkauft

22:30 Uhr | Konzertscheune Schloss Neuenburg oder Stadtkirche St. Marien (Schlechtwettervariante) | Nachtkonzert
ALA AUREA (D/I)
Cundrîe la Surziere

Sonntag, 18. Juni

10 Uhr | Stadtkirche St. Marien
Festgottesdienst mit Lutherchorälen


Tannhäuser
 
12 Uhr | Gemeindesaal Freyburg | Vortrag
Dr. Lothar Jahn & Holger Schäfer
Der historische Tannhäuser
weitere Informationen
 
15 Uhr | Stadtkirche St. Marien | Konzert
TASTO SOLO (E)
Das Buxheimer Orgelbuch
weitere Informationen
 
19 Uhr | Stadtkirche St. Marien | Abschlusskonzert
MONTALBÂNE ENSEMBLE feat. Miriam Andersén (D)
Die Wittembergisch Nachtigall in Schweden

FreyburgRückweg von der Kirche St. Marien

Fotos:
Dagmar Jahn, Dr. Lothar Jahn, Cornelia Ilse, Holger Schäfer






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