Minnesang.com Dr. Lothar Jahn Guderoder Weg 6 34369 Hofgeismar 05671-925355 E-mail an Minnesang.com Weitere Konzerte Hans Hegner und Collage mit dem Otto-von-Brandenburg- Programm: Freitag, 21. und Sonntag, 23.09.2012, 19:30 Uhr Ruine der Franziskaner-Klosterkirche Klosterstraße 73a 10179 Berlin-Mitte (U-Bhf. Klosterstr./Alexanderplatz) 15, 00 Euro, ermäßigt 10,00 Euro Mehr Infos hier. COLLAGE Konzerte 2012 im Gotischen Saal der Zitadelle in Spandau |
Hans Hegner und Ensemble Collage OTTO VON BRANDENBURG: DER MINNESÄNGER "MIT DEM PFEILE" von Florian Hellbach Hans Hegner brachte, bevor er die Texte Otto IV. sang, auf unterhaltsame Art Übersetzungen des Inhaltes dar. Es ging um lange Winterabende, die der Liebende gerne mit seiner Herzensdame verbringen würde. So im Lied „Winter, dîne trüeben stunde“. Das Thema Winter und lange Abende mit der Liebsten ist auch Thema bei „Winter, waz hât dir getân“. In dem Lied „Rûmet den wec“ geht es um die Sehnsucht des Ritters nach seiner Liebsten. Der Ritter preist ausführlich die Schönheit seiner Dame und beschreibt zugleich wie fern sie ihm ist. In dem Stück „Sich, biderber man“ geht es um die Liebe an sich. Hans Hegner fasste den Inhalt folgendermaßen zusammen: „Kann denn Minne Sünde sein? Nein - nicht, wenn sie von Herzen kommt!“. In dem Text „Ich wânde, daz ich jârlanc haete“ geht es um einen Ritter, der nicht mehr an die Liebe glaubte, um von dieser dann um so mehr "erwischt" zu werden. Hans Hegner bot damit, bis auf das Stück „Ich hâte ze fröiden mînen mout“, fast alle Texte dar, die von Otto IV. von Brandenburg überliefert sind. Otto IV. wurde 1266 Markgraf von Brandenburg und war zum größten Teil seiner Herrschaft mit kriegerischen Auseinandersetzungen beschäftigt. So wollte Otto IV. 1278 seinem Bruder Erich von Brandenburg helfen, sein Bischofsamt in Magdeburg anzutreten. Dabei wurde Otto IV. gefangen genommen und nach Zahlung einer hohen Lösegeldsumme wieder freigesetzt. Bei einer anderen Auseinandersetzung zog sich Otto IV. sein "Markenzeichen" zu. Er wurde nämlich bei der Belagerung von Staßfurt von einem Pfeil in dem Kopf getroffen. Da Otto IV. keinen Arzt seines Vertrauens finden konnte, lief er mit dem Pfeil ein Jahr im Kopf herum. Daher ist er unter dem Namen Otto IV. mit dem Pfeile bekannt. Nach einem Jahr fand er dann doch einen Arzt, dem er sich anvertraute. Dieser entfernte erfolgreich den Pfeil und Otto IV. wurde fast 70 Jahre (!) alt und starb im Jahr 1308. Von Otto IV. sind nur Texte in der „Manessische Liederhandschrift“ überliefert. Als Melodien haben Hans Hegner und Klaus Sonnemann diverse Kontrafakturen erstellt, die passende Melodien anderer Sänger benutzten. So erklang zum Text „Winter, dîne trüeben stunde“ das bekannte Palästinalied von Walther von der Vogelweide. An diesem Abend waren aber nicht nur Lieder von Otto IV. von Brandenburg zu hören, sondern zwischendurch spielte Hans Hegner und das Ensemble Collage drei Estampien. Das Ensemble Collage spielte in folgender Besetzung: Achim Blazejewski an der Fidel, Saitentrommel und Trommel, Judy Kadar an der mittelalterlichen Harfe und am Psalterium, Konrad Navosak an der mittelalterlichen Laute und Klaus Sonnemann an der Schalmei und an der Flöte. Die Musiker überzeugten durch ihr gekonntes Spiel. So wirkte das Intro von Achim Blazejewski an der Saitentrommel zum Stück „Ich wânde, daz ich jârlanc haete“ sehr modern. Auch Klaus Sonnemann begeistert das Publikum und spielte virtuos die „La tierche Estampie Real“ aus dem Manuskript „du Roi“ (ca. 1300) auf der Schalmei. Sehr schön waren auch die Parts von Konrad Navosak auf der mittelalterlichen Laue und Judy Kadar auf der Harfe. Die beiden Musiker hatten es ohnehin sehr schwer, sich mit ihren dezenten Instrumenten durchzusetzen, aber es gelang ihnen trotzdem erstaunlich gut. Hans Hegner begleitete das Ensemble auf seiner Trommel. Der krönende Abschluss war das Stück „Blôzen wir den anger ligen sâhen“ von Neidhart von Reuental. Dies ist das bekannteste der Mutter-Tochter-Lieder Neidharts: Die Tochter will zum Tanzplatz gehen, die Mutter möchte das verhindern, denn dort warten nur die Ritter, um ihr die Jungfernschaft zu nehmen. Dabei soll sie doch den Meier aus dem Dorfe heiraten. Bei diesem Collage-Klassiker, der der Collage-CD "Blozen" den Namen gab und auf dem Minnesang.com-Album "Burg Falkenstein zu hören ist", imitierte Klaus Sonnemann virtuos einen Vogel auf der Flöte. Das Stück war in sich klangliche kräftig und bildete einen sehr guten Abschluss des Konzertes. Fazit: Das gut besuchte Konzert war sehr schön, die ausgewählten Melodien brachten die Inhalte der Texte hervorragend zur Geltung. Die Umsetzungen klangen teilweise sehr modern, aber Hans Hegner brachte durch seine Textrezitationen seine eigene Note ins Spiel, was der authentischen Vortragsweise am nächsten kam. >> CD "Burg Falkenstein bestellen bei Minnesang.com für 15 Euro plus 3 Euro Versand. Der Originalbau der Dorfkirche Alt-Tempelhof besteht nicht mehr. Diese erlitt in Folge der Bombardierungen des zweiten Weltkrieges einen Totalschaden und wurde von 1954 bis 56 wiederaufgebaut. Beim Wiederaufbau wurde der schlichte Baustil der Ursprungskirche beibehalten. Ein Höhepunkt in der Kirche ist der Altar von Daniel Fritsch aus dem Jahre 1596.Dieser überstand die verschiedenen Umbauphasen und die Bombardierung des zweiten Weltkrieges. Der Altar entspricht einer Kopie eines Werkes von Lucas Cranach d.Ä. und stellt das Martyrium der Heiligen Katharina von Alexandria, der Schutzpatronin der Frauen und der Wissenschaften, dar. (Fotos: Florian Hellbach) |
![]() Otto IV. von Brandenburg Miniatur aus der Manessischen Liederhandschrift Collage-CD "BLOZEN" CD des Monats Mai 2005 ![]() Das Berliner Ensemble Collage begnügt sich nicht mit den üblichen Evergreens des Mittelalter- Repertoires in sattsam bekannten Arrangements. Der Zugang zum überlieferten Material ist viel intuitiver. Die sorgsam ausgewählten Tänze, Instrumentalstücke und Minnelieder werden als Ausgangsmaterial für höchst inspirierte Improvisationen gewählt. Ausgangsmaterial ist Musik des späteren Mittelalters bis hin zur Renaissance (Susato) aus französischen, italienischen und natürlich deutschen Landen. Doch nicht, was gespielt wird, ist interessant, sondern wie: Latu eigener Aussage spielt die Gruppe nicht Kompositionen des Mittelalters, sondern sie "spielt mit Kompositionen des Mittelalters" - zwar mit streng historischem Instrumentarium und in stimmiger Diktion, aber eben auch frei, inspiriert, virtuos und mit so viel "Feeling", dass auch der Jazzer seine Freude hat. Klaus Sonnemann erweist sich als ein Charlie Parker der Schalmeien, während Achim Blazejewski den "Groove" in die (selbstgebaute) Saitentrommel haut. Dazu Harfe, Flöte, Fidel und Laute - man nimmt sich viel Zeit, lässt sich von Melodien davontreiben. Als Monumente ragen vier raffiniert begleitete Minnelieder aus dem Meer der Klänge - zwei von Neidhart, zwei von Oswald. Sänger ist dabei der großartige Hans Hegner. (lj) Andere CDs mit Collage ![]() Sephardische, arabische und europäische Instrumentalmusik um 1400 ![]() Jiddische und jüdische Lieder und Instrumentalstücke ![]() Cantigas De Santa Maria, sephardische Lieder, Cantigas d'Amigo, Instumentalstücke >CDs bei Collage bestellen. Noch mehr Konzerte mit Hans Hegner: > Fundevogel "Under der Linden", Lieder des hohen und späten Mittelalters, 8.9., 17 Uhr > Kleine Sekunde "Ich zôch mir einen valken", eine unterhaltsame Geschichte des Minnesangs, 15.9. - 17 Uhr, 22.9. - 14 Uhr. Die Konzerte finden nur bei gutem Wetter statt. Ort: Ruine der Franziskaner-Klosterkirche, Klosterstraße 73a, Berlin-Mitte (U-Bhf. Klosterstr./Alexanderplatz) |