CD-Cover "Euopean Minnesang Festival"EUROPEAN MINNESANG FESTIVAL
"Hêr keiser, sît ir willekomen"

Die CD erschien zum Europäischen Minnesangfestival in Braunschweig 2009. Die meisten Interpreten des Festivals sind darauf zu finden.
Hier finden sich die Texte der Lieder der CD im Original und in der Übersetzung. 

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01 Salonic | Flor Enversa
02 Kaisergruß | Dagmar Jahn
03 Hêr keiser, sît ir willekomen | Frank Wunderlich & Musiktheater Dingo
04 Omnes gentes plaudite | Karmína
05 D‘eissa la rason qu‘ieu suelh | Thierry Cornillon & Flor Enversa
06 Ma joie premeraine/Ich denke underwîlen | Knud Seckel
Otto Logo07 Ich saz ûf eime steine | Hans Hegner
08 Gewan ich ze minnen | Christoph Mächler
09 Cedit frigus hiemale | Marián Krejcík & Karmína
10 A chantar | Davide Di Giannantonio & Lilium Lyra
11 Serail | Die Irrlichter
12 Hêr keiser | Frank Wunderlich
13 Owê | Dulamans Vröudenton mit Thomas Schallaböck
14 Kalenda Maya | Triskilian
15 La taverne, c‘est toujours bien
| François Bourcheix & Les Derniers Trouvères
16 Freut iuch, wolgemuoten kint! | Holger Schäfer
17 Celum non animum | Musiktheater Dingo
Gäste: Flor Enversa, Frank Wunderlich und Holger Schäfer
18 Fabuleux Heritage | Les Derniers Trouvères


01 Salonic
INTERPRETEN: FLOR ENVERSA
instrumental, nach Raimbaut de Vaqueiras


02 Kaisergruß
INTERPRETIN: DAGMAR JAHN
gesungen, ohne Text
Musik nach "Hêr keiser, sît ir willekomen!", Walther von der Vogelweide


03 Hêr keiser, sît ir willekomen!
Text und Musik: Walther von der Vogelweide

 
INTERPRET: FRANK WUNDERLICH

Hêr keiser, sît ir willekomen!
der küniges name ist iu benomen:
des schînet iuwer krône ob allen krônen.
iuwer hant ist krefte. unde guotes vol:
ir wellet übel oder wol.
so mac si beidiu rechen unde lônen.
dar zuo sag ich iu mćre
die fürsten sint iu undertân
si habent mit zühten iuwer kunft erbeitet.
und ie der Mîssenćre
der ist iemer iuwer âne wân
von gote wurde ein engel ê verleitet.

 

Herr Kaiser, Ihr seid uns willkommen!
Der Königsnam' ist Euch genommen,
Doch strahlt nun Eure Kron vor allen Kronen!
Eure Hand hat jetzt die große Kraft,
Die Wohl und Übel für uns alle schafft,
Drum soll sie beides: Richten und belohnen!
Dazu bring ich Eur Kunde:
Die Fürsten sind Euch untertan,
Sie haben mit Sorgfalt Euch den Weg bereitet:
Der Meißner ist im Bunde,
Ist Euch auf ewig zugetan,
So wie ein Engel, den nur Gott noch leitet.


(Nhd. Nachdichtung: Lothar Jahn)


04 Omnes gentes plaudite
INTERPRETEN: KARMÍNA
instrumental, Musik: Guillaume de Dole, 13. Jh,


05 D'eissa la rason qu'ieu suelh
Text und Musik: Peirol, 13. Jh.


INTERPRET: THIERRY CORNILLON

D'eissa la razon qu'ieu suoill
M'er a cantar per usatge,
Que mal mi son' e m'acuoill
Ma dompn' el sieu senhoratge.
Be.m trahiron siei beill huoill
Com a fals messatge
Qan mi meiron el coratge
S'amor don mi duoill.

Si.m fai tort ni.m mostr' orguoill,
A mi es fer' e salvatge,
C'ades l'am plus e la vuoill
Que non puosc penr' autre gatge.
Vestitz e qan mi despuoill,
Pensi mon dampnatge
E conosc que gran folhatge
Fatz quar no m'en tuoill.

Tolre non puosc eu ges me
Per mal qu'elha.m fassa traire.
Anz mi platz, sabetz per que
Conoissera s'ieu l'am guaire,
Que ja non er hom mai be
Vertadiers amaire,
Tro que no s'en pot estraire
Per neguna re.

Molt mi platz, per bona fe,
Quant aug de mi dons retraire
L'onor e.l pretz qu'ilh mante,
C'ab lieis sui, so m'es vejaire.
E qan cossiriers m'ave
De nuill autr' afaire
S'amors me ven tost desfaire.
Ve.us lo pro que.m te

Tant n'ai estat engoissos
E sofert pen' e martire
E greus trabaills perillos
Que de l'esperanza.m vire.
Era sivals, s'eu en fos
Al derrier gauzire,
Conosc c'aprop lo dezire,
Fora.l jois plus bos. 

 

On my wonted theme
will it behove me to sing as usual
for ungraciously does my lady summon me
and receive me in her service.
Truly did her fair eyes betray me
after the manner of a false messenger
when they inspired me with that love
of her which is now my sorrow.

If she does me wrong and treats me haughtily,
and shows herself cruel
and intractable towards me,
yet do I love and desire her the more,
so that I can pledge myself to no other.
At all times I think of my hurt
and I know that I behave foolishly
in not departing from her.

I can in no wise depart from her
whatever suffering she may cause me.
On the contrary, I rejoice thereat.
Do you know why?
She will learn if I love her greatly,
for never will be a man a true lover
until he can on no account 
forsake his lady.

Of a truth, it pleases me greatly
when I hear speak of the honour and worth
that she upholds.
For then it seems to me that I am with her,
and when I am minded
to turn my thoughts elsewhere,
love of her comes quickly to change my intention.
Beholds the help that she accords me.

So long I have been grieved
and suffered affliction and martyrdom
and dire and harsh torments
that I abandon hope.
Now at least, if I were at last
to attain happiness,
I know that after the longing
the joy would be sweeter.


(Übersetzung: Flor Enversa)


06 Ma joie premeraine/Ich denke underwîlen
Text und Musik: Guiot de Provins, 12. Jh.
mhd. Text: Friedrich von Hausen, 12. Jh.

 
INTERPRET: KNUD SECKEL

Ma joie premeraine
M’est torneie en pesance
Las! Je ne sai por coi;
Mais ensi me demaine
La foi et l’esperance
K’amors a mis en moi.
Se je par bone foi
Doi avoir penitance,
De moi ne sai nul roi
Fors que ma mort i voi.

Ich denke underwîlen,
ob ich ir nâher waere,
waz ich ir wolte sagen.
Daz kürzet mir die mîlen,
swenne ich mîne swaere
sô mit gedanken klage.
Mich sehent manige tage
die liute in der gebaerde,
als ich niht sorgen habe,
wan ích si alsô vertrage.

Hete ich sô hôher minne
mich nie underwunden,
mîn möhte werden rât.
Ich tet ez âne sinne;
des lîde ich ze allen stunden
nôt, diu mir nâhe gât.
Mîn staete mir nu hât
daz herze alsô gebunden,
daz sî ez niht schéiden lât
von ir, als ez nu stât.

 

Meine Freude von einst
hat sich in Kummer verkehrt.
Ach! Ich weiß nicht warum,
aber so weit hat mich mein Glaube
und die Hoffnung getrieben,
welche die Liebe in mir wachgerufen hat.
Durch meinen guten Glauben
erleide ich jetzt Pein,
und keine Königsmacht kann mich
aus dem Angesicht des Todes befreien.

Ich stelle mir zuweilen vor,
was ich ihr sagen wollte,
wenn ich näher bei ihr wäre.
Das verkürzt mir die Wege,
wenn ich ihr meine Kümmernisse
so in Gedanken klage.
Manchen Tag sehen mich die Leute
in der Haltung, als ob ich
keine Sorgen hätte, weil ich
sie nur auf diese Weise aushalte.

Hätte ich mich so hoher Minne
niemals ausgesetzt, so könnte mir
noch gehofen werden.
Ich war von Sinnen, als ich es tat.
Daher leide ich immerfort Not,
die mir ins Herz schneidet.
Meine Beständigkeit
hat mir mein Herz so in Fesseln geschlagen,
dass sie es – wie es jetzt steht –
nicht von sich fortlässt.


(Übersetzung: Knud Seckel)


07 Ich saz ûf eime steine
Text und Musik: Walther von der Vogelweide

 
INTERPRET: HANS HEGNER

Ich saz ûf eime steine
dô dahte ich bein mit beine.
dar ûf satzt ich mîn ellenbogen;
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe:
diu zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot.
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
die wolde ich gerne in einen schrîn:
jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltlîch êre
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîge unde wege sint in benomen,
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze,
fride unde reht sint sêre wunt –
diu driu enhabent geleites niht,
diu zwei enwerden ê gesunt.


Ich saß auf einem Felsenstein
und schlug ein Bein über das andre Bein.
Drauf stützte ich den Ellenbogen,
in meine Hand hatt' ich geschmiegt
mein Kinn und meine Wange.
So dachte ich darüber nach,
wie man auf dieser Welt wohl leben sollte –
doch keine Antwort wusste ich darauf,
wie man drei Dinge so erwürbe und beisammenhielt',
dass keines wiederum verloren ginge:
Die ersten zwei sind Ansehen und Besitz,
welche sich oft schon gegenseitig stören,
das dritte ist Gottes Gnade,
von noch viel höherem Wert.
Die wünschte ich, in ein Gefäß zu tun. –
Doch leider, nein, es kann nicht sein,
Besitz und Ansehen vor der Welt
und Gottes Gnade noch dazu,
dass sie in einem Herzen zueinander kommen.
Weg und Steg ist ihnen genommen,
Verrat lauert im Hinterhalt,
Gewalt zieht auf der Straße,
Frieden und Gerechtigkeit sind wund bis auf den Tod –
eh diese beiden nicht wieder gesunden,
haben die drei Dinge keinen Schutz..


(Übertragung: Hans Hegner)

08 Gewan ich ze minnen
Text: Rudolf von Fenis-Neuenburg, Musik: Christoph Mächler

 
INTERPRET: CHRISTOPH MÄCHLER

Gewan ich ze minnen ie guoten wan,
nu han ich von ir weder trost noch gedingen,
wan ich enweiz, wie mir süle gelingen,
sit ich si mac weder lazen noch han.
Mir ist alse dem, der uf den boum da stiget
und niht hoher mac und da mitten belibet
unde ouch mit nihte wider komen kan
und also die zit mit sorgen hine vertribet.

Mit ist alse deme, der da hat gewant
sinen muot an ein spil und er da mite verliuset
und erz verswert; ze spate erz doch verkiuset.
also han ich mich ze spate erkant
Der grozen liste, die diu minne wider mich hate.
mit schoenen gebaerden si mich ze ir brahte
und leitet mich als der boese geltaere tuot,
der wol geheizet und geltes nie gedahte. 

min frowe solde nun lan den gewin
daz ich ir diene, wan ich mac ez miden
doch bit ich si daz siz ruoche geliden
so wirret mier not nicht diech lidende bin.
wil si mich aber von ir vertriben
ir schoener gruoz scheidet sich von ir libe
noch dannoch fürhte ich me dan den tod daz si
mich von al minen freuden vertribe

 

Setzte ich auf die Minne die Hoffnung je,
Dann hab ich von ihr heut weder Trost noch Vertrauen,
Ich weiß doch nicht, wie mir je könnt etwas gelingen,
Da ich sie wede weder verlassen noch besitzen kann.
Mir geht es so wie dem, der auf den Baum steigt,
sich nicht höher wagt und auf halbem Weg endet
Und auch nicht wieder zum Boden gelangt
Und also seine Zeit voller Angst dort verbringt.

Mir geht's so wie dem, der ein Spiel hat gewagt,
das ihn ganz bestimmt, doch das Spiel geht verloren,
und nun aussteigen möchte, doch es ist viel zu spät.
Genauso habe ich viel zu sät doch ergann,
Die ganz große List, die die Minne beherrscht,
Mit schönen Gebärden hat sie mich betürt,
Und führt mich nun vor wie einen bösen Schuldner,
Der alles verspricht und in Wahrheit nie zahlt.

Meine Herrin sollte auf meinen Dienst
Nun völlig verzichten, ich sollte sie meiden.
Und doch bitt' ich sie, es zu dulden voll Gnad',
Das lindert die Not und mein Leiden,
Will aber sich mich nun ganz fortschicken,
dann soll sie auch bitte nicht mehr freundlich zu mir sein.
Noch dann fürchte ich am meisten,
Dass sie von all meinen Freuden vertreibt.


(Übersetzung: Lothar Jahn)

09 Cedit frigus hiemale
anonymes Osterlied, 13. Jh.

 
INTERPRET: MARIAN KREJCIK

Cedit frigus hiemale
Redit tempus estivale
Juventus letatur.
Ecce, tempus est vernale,
Quo per lignum triumphale
Inter ligna nullum tale,
Genus homimum mortale
Morte liberatur.

 

Die Kälte des Winters zieht sich zurück,
Die Sommerzeit kehrt ein,
Die Jugend ist erfreut.
Seht, es ist Frühlingszeit,
Wo durch das siegreiche Holz (des Kreuzes)
Während (andere) Hölzer nichts bedeuten,
Das sterbliche Menschengeschlecht
Vom Tode ist befreit.


(Übertragung: Frank Wunderlich)



10 A chantar
Text und Musik: Beatriz de Dia

 
INTERPRET: DAVIDE DI GIANNANTONIO

A chantar m'ér de çò qu'eu no volria,
Tant me rancur de lui cui sui amia;
Car eu l´m mais que nulha ren que sia:
Vas lui no'm val Mercés ni Cortezia
Ni ma beltatz ni mos prètz ni mos sens;
Qu'atressí'm sui enganad'e trahia
Com degr'ésser, s'eu fos desavinens.

Valer mi deu mos pretz e mos paratges
e ma beutatz e plus mos fis coratges,
per q’ieu vos mand lai on es vostr’estatges
esta chansson que me sia messatges:                    
e voill saber, lo mieus bels amics gens,
per que vos m’etz tant fers ni tant salvatges,
no sai si s’es orguoills o mals talens.                

Mas aitan plus vuoill li digas, messatges,
q’en trop d’orguoill ant gran dan maintas gens.

 

I sing of one I would not sing,
Such anguish from my love hath sprung;
I love him more than earthly thing;
But beauty, wit, or pleadings, wrung
From my heart's depth, can gain for me
Nor gratitude nor courtesy;
And I am left, deceived, betrayed,
Of him, like frail or faithless maid.

On worth, on rank, I might rely,
On beauty, or, yet more, on love;
But one soft song at least I'll try
A song of peace, thy heart to move:
And I would learn, beloved one, now
Why cold and harsh and rude art thou;
If love hath given her place to pride,
Or cold dislike in thee preside?

This, and much more my messenger should say,
Warning all hearts against Pride's relentless way.


(Übertragung: Davide di Giannantonio)



11 Serail
INTERPRETEN: DIE IRRLICHTER
instrumental, Musik nach einem mittelalterlichen französischen Tanz


12 Hêr keiser
Text und Musik: Walther von der Vogelweide

INTERPRET: FRANK WUNDERLICH

Hêr keiser, swenne ir Tiutschen fride
machet stæte bî der wide,
sô bietent iu die fremeden zungen êre.
die sult ir nemen ân arebeit,
unde süenen al die kristenheit:
daz tiuret iuch und müet die heiden sêre.
ir tragt zwei keisers ellen,
des arn tugent, des lewen kraft,
Die sint des hêrren zeichen an dem schilte,
die zwêne hergesellen,
wan woltens an die heidenschaft,
waz widerstüende ir manheit unde ir milte?

Hêr keiser, ich bin frônebote
und bringe iu boteschaft von gote.
ir habt die erde, er hât daz himelrîche.
er hiez iu klagen, ir sît sîn voget,
in sînes sunes lande broget
diu heidenschaft, iu beiden lasterlîche.
ir muget im gerne rihten,
sîn sun der ist geheizen Krist,
er hiez iu sagen wie erz verschulden welle:
nû lât in zuo iu pflihten,
er rihtet iu da er voget ist,
klaget ir joh über den tievel ûz der helle.
.

 

Herr Kaiser, bringt uns Deutschen Frieden!
Mit starker Hand habt Ihr entschieden,
Weshalb Euch auch die fremden Völker ehren.
Da sollt Ihr Euch dran freuen jederzeit,
Versöhnt nun auch die Christenheit!
Der Heiden Hass kann Euren Ruhm nur mehren.
Ihr habt zwei große Stärken:
Des Adlers Mut, des Löwen Kraft,
Das sind des Herrschersz Zeichen auf dem Schilde.
Die Heiden werden's merken,
Wie beides sich nun Recht verschafft.
Wer widersteht schon Tapferkeit und Milde.

Herr Kaiser, ich bin nur der Bote,
Der Botschaft bringt von Eurem Gotte:
Er hat das Himmelreich und Ihr die Erde.
Er hieß mich klagen hier vor Eurem Thron,
So lange lästern Euch die Heiden schon,
Nun wird es Zeit, dass alles anders werde.
Ihr müsst das endlich richten,
Sein Sohn, der ist geheißen Christ,
Er lehrte Euch, den rechten Weg zu finden.
Fügt Euch in Eure Pflichten!
Weil Gott auch Euer Herrscher ist,
Helft uns, der Hölle Macht zu überwinden!


(Nhd. Nachdichtung: Lothar Jahn)


13 Owê
Text: Heinrich von Morungen, Musik: Thomas Schallaböck

 
INTERPRETEN: DULAMANS VRÖUDENTON

Owê, -
Sol aber mir iemer mê
geliuhten dur die naht
noch wîzer danne ein snê
ir lîp vil wol geslaht?
Der trouc diu ougen mîn.
Ich wânde, ez solde sîn
des liehten mânen schîn.
Dô tagte ez.

'Owê, -
Sol aber er iemer mê
den morgen hie betagen?
als uns diu naht engê,
daz wir niht durften klagen:
"Owê, nu ist ez tac,"
als er mit klage pflac,
dô er jungest bî mir lac.
Dô tagte ez.'

Owê, -
Si kuste âne zal
in dem slâfe mich.
dô vielen hin ze tal
ir trehene nider sich.
Iedoch getrôste ich sie,
daz sî ir weinen lie
und mich al umbevie.
Dô tagte ez.

 

Oh weh,
Soll mir denn nie wieder
Leuchten in der Nacht
Viel weißer noch als Schnee
Ihr wunderbarer Leib?
Dieses Licht hat mich betrogen.
Ich dachte, es wäre
Des hellen Mondes Schein,
Da tagte es.

"Oh weh,
Wird er denn nie wieder
Den Morgen hier erwarten?
Und zwar so, dass die Nacht vergeht
Und er nicht mehr klagen muss:
'Oh weh nun ist es Tag!'
So wie er klagte,
Als er das letze Mal bei mir lag.
Da tagte es."

Oh weh,
sie küsste mich ohne Ende
nachts im Schlaf.
Da fielen sie zu Boden,
Ihre vielen Tränen.
Jedoch: Ich tröstete sie,
damit sie aufhörte zu weinen
und mich in die Arme nahm,
Da tagte es.


(Übersetzung: Lothar Jahn)


14 Kalenda Maya
Text und Musik: Raimbaut de Vaqueiras

 
INTERPRET: TRISKILIAN

Kalenda maia, ni fueills de faia
ni chans d´auzell  ni flors de glaia
non es qem plaia, pros dona gaia,
tro q´un isnell messagier aia
del vostre bell cors, qi`m retraia
plazer novell q´amors m´atraia
e jaia, em traia vas vos donna veraia,
e chaia de plaia l´gelos, anz qem n´estraia.

Ma bell´amia, per Dieu non sia
qe jal gelos de mon dan ria
qe car vendria sa gelozia,
si aitals dos amantz partia;
q´ieu ja joios mais non seria,
ni jois ses vos pro nom tenria;
tal via faria qu´oms ja mais nom veiria;
cell dia morria donna pros, q´ie us perdria.

Tant gent comensa, part totas gensa,
na Beatritz, e pren creissensa
vostra valensa; per ma credensa
de pretz garnitz vostra tenensa
e de bels ditz, senes failhensa;
de faitz grazitz tenetz semensa;
siensa sufrensa avetz e coneissensa;
valensa ses tensa vistetz ab benvolensa.

Donna grazida, qecs lauz´e crida
vostra valor q´es abellida,
e qi us oblida pauc li val vida,
per q´ie us azor, donn´eissernida;
qar per gencor vos ai chauzida,
e per meilhor, de prez complida,
blandida servida genses q´Erecs Enida.
Bastida finida n´Engles, ai l´estampida..

Aquesta stampida fu facta a las notas de la stampida
qei joglars fasion en las violas.

 

Nicht Maifest, noch Buchenlaub
noch Vogelgesang, noch Schwertlilienblume
werden mir gefallen, edle fröhliche Dame,
bis dass ich einen Boten von Euch haben kann.
Eurem schönen Körper, der mir von neuer Lust berichte, dass die Liebe und Freude mich zu Euch hinziehe
und bei Euch hinlege und Euch nähere, aufrichtige Dame
und der eifersüchtige falle verwundet nieder, bevor ich darauf verzichte.

Meine schöne Geliebte, bei Gott geschehe es nicht,
dass der Eifersüchtige jemals über meinen Schaden lache,
denn er würde seine Eifersucht teuer verkaufen,
wenn er solch zwei Liebende trennte;
denn niemals mehr wäre ich fröhlich
noch würde mir ohne Euch die Freude Nutzen bringen;
ich würde einen solchen Weg nehmen, daß kein Mensch mich jemals mehr sehen würde;
an diesem Tag würde ich, edle Dame, sterben, an dem ich Euch verlieren würde.

Euer Wert, nimmt auf treffliche Art seinen Anfang,
Dame Beatritz, wird schöner über alle
Euer Wert; Bei meinem Glauben
schmückt Ihr mit Wert Eure Macht
und mit schönen Reden, ohne Fehl;
Ihr haltet den Samen der willkommenen Taten;
Wissen, Nachsicht habt Ihr und Urteilskraft;
Wert bekleidet Ihr ohne Zweifel mit Liebenswürdigkeit.

Gern gesehene Herrin, jeder lobt und verkündet
Euren Wert der wohlgefällig ist,
und wer Euch vergißt, ihm ist das Leben wenig wert,
weshalb ich Euch anbete, erlesene Dame;
Denn ich habe Euch als die Schönste erwählt
und als die Beste, erfüllt von Wert,
habe Euch schöner gedient als Erec seine Enide.
Gebaut, beendet, Herr Engländer, habe ich die Estampida.

Diese Estampie wurde nach den Noten der Estampida gemacht,
die die Spielleute auf den Fideln spielten.


(Übertragung: Triskilian)


15 La taverne, c'est toujours bien
Text: Florian Lacour et Roland Deniaud
Text und Musik nach Carmina Burana 196, 13. Jh., "In Taberna"

 
INTERPRET: FRANCOIS BERCHOIX

Quand on va a la taverne,
On est sur son trente-et-un,
Comme on n'compte pas quand on aime,
Sur leur trenté-deux sont certains.
Remontées sont nos poulaines,
Bien au point sont nos pourpoints.
Ce ne sont point balivernes ;
On est beaux... y'a des témoins !

Comm' la Pierre Philosophale,
L'Eau de Jouvence ou le Graal,
Nous recherchons le bonheur
Celui qui dure tout le temps
Il est au coeur de notre coeur
On le sait bien, de tout temps.

Quand on est a la taverne, on
A faim de danser sans fin,
On taquine « Les Lavandieres »
Et on bransle « L'Ours » brun.
Quand arrivent les Trouveres, on
A soif de chanter enfin;
« Hahaha »... « N'est-elle pas belle ? »...
« Ils sont partis »... « Par les chemins »...

Quand on sort de la taverne,
On est repus... on est plein
De ces images fort belles
Dont certaines bougeaient bien !
On a grande envie de faire
Son theatre un peu plus loin,
De costumer sa concierge,
Son patron et ses cousins.

Quand on n'vient pas a la taverne,
Où on est à doit et' bien !
Car l'amour nous entraine à
Partout, toujours être bien.
Quand c'est jeudi sans taverne
C'est déjà jeudi prochain !
C'qui est bien avec la taverne
C'est que tout est toujours bien !

 

Wenn wir zur Taverne gehen,
Sind wir prächtig anzusehen,
Wenn wir zeigen, was wir lieben,
Ist's noch schöner als beschrieben!
Nahen wir mit flinken Schuhen,
Mit dem Purpur aus den Truhen,
Dann lobt jeder,
was wir tragen.
Ihr seid Zeugen, dürft es sagen!

Herrlich wie der Stein der Weisen,
Wie der Gral, den alle preisen,
Suchen wir nach ew'ger Jugend,
In dem Licht vergang'ner Zeiten,
Woll'n in höchster Herzenstugend
Euch den schönsten Tag bereiten!

Wenn wir zur Taverne gehen,
Woll'n wir alle tanzen sehen.
Bühne frei nun den Trouvères:
Hört das Lied der "Lavandieres",
Tanzt zu "L'Ours" wie Tanzebären,
Nein, da wird sich keiner wehren:
« Hahaha »... « N'est-elle pas belle ? »...
« Ils sont partis »... « Par les chemins »...


Wenn wir die Tavern' verlassen
Und die Bilder bald verblassen,
Sind wir voll noch von Genüssen,
Die wir leider lassen müssen.
Doch schon bald gibt's neu Theater
Für die Vettern, für den Vater,
Lasst uns die Concierge verkleiden,
Jeder kann vom Alltag scheiden!
 
Wollt ihr zur Taverne gehen,
Kommt nur, bleibt nicht draußen stehen!
Auch die Liebe lächelt gerne
Frohen Augs in der Taverne!
Donnerstag, da müsst ihr schauen,
Donnerstag sollt ihr euch trauen!
Aus der Nähe, aus der Ferne:
Herrlich wird's in der Taverne!


(Nhd. Nachdichtung: Lothar Jahn)


16 Freut iuch, wolgemuoten kint!
Text und Musik: Neidhart von Reuental

 
INTERPRET: HOLGER SCHÄFER

Freut iuch wolgemuoten kint
uns wil des suessen mayen wint.
ergeczen der Laide.
diu der laidig winter chalt
uns heuer hat getan.
Ir freut euch gegen der lieben czeit.
Es gruenet schon wider streit.
der walt vnd die haide.
oft lieb nach laide chumbt
da gedenkent an
Ungemuete machet alt.
hoher muet chan iungen.
des pin ich an ganczen freuden warden palt.
des hat mich die lieb mit irer guet betwungen

Was ich pluemen ye gesach.
was ich rosen ye geprach.
den sumer den mayen
diu sind ungeleich gevar
den rosen die si trueg.
In irer schosse die si mir.
scu ainem chrancze gab von ir.
die het si gehayen.
das ich nie der chente mer
rosen also chlueg.
Rosen auf iren pelgelein.
den trollen nicht entochten.
der ward mir ein chrenczlein auf daz haupte mein.
das het mir die lieb die gut versprochen.

Wem von liebe lieb geschiecht.
und diu liebe liebes gicht.
wem lieb' gevellet.
dem tuet lieb vil liebes chund.
lieb macht lieben lieben lieb
liebe die macht wol gestalt.
lieb die wirt in liebe pald.
diu liebe gesellet
lieben vater liebes chind.
Dem mann ein liebes weib.
Lieben pruder. swester lieb
stellen chan diu liebe.
was ist liebe lieber dann der mynne diep.
lieb das wirt in lieb durch liebe cze diebe.

 

Freut Euch über diesen Duft,
Der Mai liegt wieder in der Luft,
Vergesst Eure Leiden,
Jagt den Winter in die Gruft,
Er soll jetzt verschwinden.
Freut Euch auf die Sommerszeit,
Das Grün sprießt saftig weit und breit
Im Wald, auf den Weiden.
Nach der Kälte und dem Leid
Woll'n wir Freude finden.
Trübsalblasen macht nur alt,
Jung macht das Vergnügen,
Süßer Maienduft, der lockt uns in den Wald,
Das soll meiner Liebsten und auch mir genügen.

Wenn ich früher Rosen sah
Oder schön're Blumen gar
Im Sommer wie im Maien,
Keine wie die Rosen war,
Die sie mir gegeben.
Aus ihrem Schoße nahm ich sie.
Was Zarteres sah ich wohl nie
Im Lichte gedeihen,
Rosenknospen, strahlend wie
Die Sonne und das Leben.
Einen ganzen Blumenkranz
hat sie mir geflochten,
Stolz trag ich den Rosenschmuck beim Maientanz,
Ahnt ihr wohl, wie sehr wir diese Blumen mochten?

Wo die Liebe Liebes sieht,
Wo die Liebe lieb geschieht,
Soll sie geschehen.
Liebe singt ihr Liebeslied,
Liebe soll sich zeigen.
Liebe muss vor Liebe glüh'n,
Liebe wird vom Lieben kühn,
Liebe will sehen,
Liebe wird sich lieb bemüh'n,
Liebe darf auch schweigen.
Lieber Mann und liebe Frau,
Solltet lieber lieben,
Liebe kennt der Liebe Grenzen ganz genau,
Viel zu viele sind zu lang allein geblieben.


(Nhd. Nachdichtung: Lothar Jahn)


17 Celum non animum
Text und Musik: Carmina Burana, Nr. 15

 
INTERPRET: MUSIKTHEATER DINGO

Celum, non animum mutat stabilitas,
firmans id optimum, quod mentis firmitas
probet cum animi tandem iudicio;
nam si turpissimi voti consilio
vis scelus imprimi facto nefario,
debet hec perimi facta promissio.

Facti dimidium habet, qui ceperit,
ceptum negotium si non omiserit,
non tantum deditus circa principia,
nedum sollicitus pro finis gloria;
nam rerum exitus librat industria,
subit introitus preceps incuria.

Mutat cum Proteo figuram levitas,
assumit ideo formas incognitas;
vultum constantia conservans intimum,
alpha principia et o novissimum
flectens fit media, dans finem optimum,
mutans in varia celum, non animum.

 

Den Ort darfst du wechseln, aber nicht den Sinn,
wenn du zum Ziel gelangen willst:
Der Beständige hält fest an dem,
was er nach langer Prüfung klug beginnt.
Nur wenn du Übles im Schilde führst,
dann lass schnell ab von deinen Plänen!

Frisch gewagt ist halb gewonnen, das stimmt.
Doch nur dann, wenn man auch dabei bleibt
und nicht immer wieder Neues anfängt,
statt alles zum Ende zu führen.
Am Schluss ist der Fleiß das Wichtigste,
nur der Wirrkopf stürzt sich in Abenteuer!

Ganz wie Proteus wechselt der Leichtsinn die Gestalt, 
erscheint in unerwarteter Form.
Beständigkeit jedoch bleibt berechenbar
verknüpft den Anfang mit dem Ende,
führt glücklich, was sie begann, zum Ziel,
da sie den Ort wechselt, aber nicht den Sinn.



(Übertragung: Lothar Jahn)



18 Fabuleux héritage
Text: Isline Dhum, Musik: Roland Deniaud

 
INTERPRETEN: LES DERNIERS TROUVÈRES

Regarder, regarder, écouter...
Regarder, comparer et compendre!
Sur les montagnes,
dans toutes les vallées,
on ne peut jamais,
jamais s'y méprendre,
les Anciens ont laissé
des contes et des légendes...

Ils ont aussi chanté
des oeuvres qui réveillent,
une science du plaisir,
des paroles fort sages.
Ils ont bâti des châteaux,
des merveilles,
qui, comme nous; Troubadours,
traversèrent tout les âges.
Et bien, colportons
ce fabuleux héritage!

 

Aufpassen, aufpassen, zuhören....
aufpassen, vergleichen und verstehen!
Auf den Bergen,
in den Tälern,
werden wir sie hören, 
wenn wir darauf achten,

Geschichten und Legenden,
die die Alten uns hinterließen....

Sie sangen ihre Lieder,
die wecken in uns

eine Wissenschaft der Freude
mit starken, weisen Worten.
In wunderschönen Schlössern
lebten sie dereinst,
Troubadoure wie wir,
die alle Zeiten überqueren.
Gut! Tragen wir sie weiter,
diese fabelhafte Erbschatft!



(Übersetzung: Lothar Jahn)