M
innesang.com                                        Geschichte  Minnesänger  CDs  Noten  Sängerwettstreit  Sänger buchen  Kontakt
                                                                              

Frauenlob Manesse-Bild

Minnesang.com
Dr. Lothar Jahn
Guderoder Weg 6
34369 Hofgeismar
05671-925355
E-mail an Minnesang.com



Ulrich auf CD:

Kummer CD
EBERHARD KUMMER: daz herze mîn ist minne wunt
Der Altmeister aus Österreich bietet hier viele Kontrafakturen an, die maßgeschneidert wirken: Herrlich die zupackenden Frühlingslieder mit Musik aus dem Klosterneuburger Osterspiel und aus der Trouvères-Tradition. „Êren gernde Ritter“ fügt sich wunderbar mit „Iam dulcis“ zusammen. Gelungen ist auch das Lob der Hohen Minne in reinster Form zu einem anonymen Chanson d'amour bei „Wil iemen nâch êren“. Und auch der stets für zum Schluchzen schöne Melodien gute Gace Brulé veredelt Ulrichs Blick in die Frauenherzen bei „Wizzet alle...“ Es wäre zu hoffen, dass diese klugen Kontrafakturen von der Minne-Szene freudig und fleißig nachgesungen werden!  (lj)
> Bestellen für 15 plus 3 € Versand.

Falken, Lerchen, Nachtigallen
DIVERSE: Falken, Lerchen, Nachtigallen
- Auf diesem sehr vielseitigen Album mit Interpreten der heutigen Minnesang-Szene von Wilfried Schallaböck über Knud Seckel bis hin zu Hans Hegner und Wünnespil ist Thomas Schallaböck mit einer Eigenvertonung von Ulrich von Lichtensteins klassischem Minnelied "Wê warumbe" zu hören.
> Bestellen für 15 plus 3 € Versand.

Dulamans Vröudenton
DULAMANS VRÖUDENTON: Minnesänger in Österreich
- Neben bekannten Größen wie Walther, Oswald, dem Mönchen von Salzburg und Neidhart und unbekannteren wie Hugo von Montfort und dem Schöpfer des "Diessenhofener Liederblattes" findet sich hier auch Ulrich von Lichtenstein mit einem Lied: seinem "Wê warumbe" in der Vertonung Thomas Schallaböcks.

> Bestellen bei Amazon.

Sinnliches Mittelalter
DULAMANS VRÖUDENTON: Sinnliches Mittelalter
- Zärtliches und Derb-Erotisches findet sich auf diesem Album der bekannten Österreicher. Von Ulrich ist dabei: "Minne Fröiden Spil" in der Vertonung von Alois Pagitsch.

> Bestellen bei Amazon.

Unterhaltsame alte Musik
DULAMANS VRÖUDENTON: Unterhaltsame Alte Musik 
- Ein lockerleichter Durchgang durch 8 Jahrhunderte, auch hier erweisen die Dulamans wieder dem guten Ulrich die Ehre: Zu hören sind "Süeze doene" in der Vertonung von Alois Pagitsch.

> Bestellen bei Amazon.
  DAS FRAUENBUCH DES ULRICH VON LI(E)CHTENSTEIN
von Dr. Lothar Jahn

Ulrich von Li(e)chtenstein ist vor allem bekannt durch den  „Frauendienst“, eine skurrile, zum größten Teil fiktive Autobiografie inklusive 58 Liedern. Doch ein weiteres, recht umfangreiches Werk verdient ebenfalls Beachtung: das Frauenbuch. Hier unterhalten sich ein Ritter und eine Dame in Reimpaar-Versen über die Rolle der Minne als Ideal und im Alltag, über Vorzüge und Fehler von Männern und Frauen. Aus einer freundlich-höflichen Unterhaltung wird bald ein heftiger Streit, der aber nach und nach wieder abflaut, bis am Ende der Dichter persönlich sich einschaltet.

Das Frauenbuch beginnt mit einem Morgengebet: Gott möge die Frauen schützen und lasse sie nie der Sünde anheim fallen. Im Anschluss preist Ulrich die „liebe vrouwe mîn“, der zu Ehren er das Buch schreibt. Dann beginnt die eigentliche Handlung: Ein Ritter und eine Dame sitzen zusammen. Sie beklagt sich über die Männer:

Sie: Mein Herr, mich quält eine Frage. Wie kommt es, dass Ihr Männer alle so schlecht gelaunt seid? So ganz ohne Fröhlichkeit, wenn Ihr uns gegenübersteht? Was ist mit Euch geschehen? Ihr seid jung oder im besten Alter, seid wohlhabend, seid gesund, - aber Ihr lebt ohne die richtige Haltung, Ihr lasst es an feiner Sitte fehlen! Ich muss gestehen: Einen glücklichen Ritter habe ich noch nie gesehen!
Er: Vorzügliche Herrin, ich werde Eurer Bitte so höflich wie möglich nachkommen und Euch erklären, warum uns jede Freude verwehrt ist. Es fängt schon mit einer Kleinigkeit an: Ihr grüßt uns nicht mehr, wenn wir vor Euch stehen; Ihr schaut auf den Boden, keine verbeugt sich mehr vor einem Ritter. Wie sollen wir da froh sein? Kein Blick von Euch, kein Wort. Ihr sitzt nur stumm da und wunderschön, und wir müssen uns langweilen.                                            
(Übersetzung: Gudrun Sander)

Das Thema Ulrichs im Frauenbuch ist der Niedergang der höfischen Tugenden, wie sie im Hohen Sang ihren besonderen Ausdruck fanden. Die Frauen lächeln und grüßen nicht mehr, kleiden sich nicht mehr schön, die Männer sind nicht mehr ritterlich und umwerben die Damen nicht mehr mit Anstand. Schlimmer noch: Sie ziehen Wein, Spiel und Jagd der Liebe vor. Dazu brüsten sie sich mit ihren wirklichen oder nur erdachten Eroberungen vor anderen Männern.

Sie: Und bald schon sind's der Herren zehn,
Die dort beim Wein zusammen steh'n,
Und jeder sagt, auf welche Art
Ihm seine Dame Gutes tat.
Und so führ'n Prahlerei und Neid
Zu Eifersucht und bösem Streit!
Dann werden sie gemein und roh.
Ach, früher, war das niemals so.
Warb da ein Ritter hochgemut,
Um eine Dame, rein und gut,
Dann schwieg, so war's ihr beider Wille,
Man über das, was war,  fein stille.
Gern nahm man solche Dienste an,
Auf die man heut verzichten kann!

(Nachdichtung: Lothar Jahn)

Mal auf ironische, dann wieder auf wehmütige Art trauern die edle Dame und der aufrechte Ritter gemeinsam den großen Zeiten der Hohen Minne nach. Die Frau spricht überraschenderweise auch ein großes Tabuthema des Mittelalters an. Eines der Laster, die sie den Männern vorwirft , ist etwas, das sie sich kaum auszusprechen traut: "dass nun die Männer miteinander Dinge machen, die weder Vögel noch Getier je zu tun wagten", nämlich "dass Männer das mit andren Männern treiben, wozu  Gott die Frauen doch erschaffen hat". Natürlich sind sich die beiden einig in der Abscheu vor diesen Dingen, obwohl bei der Frau eine gewisse Neugier spürbar ist: "Ich würde ja gern darüber länger reden, doch möcht' ich nicht mit Worten mich besudeln!" Er dagegen, ganz Kind einer Zeit, in der ein König Rudolf von Habsburg auch mal einen "Sodomiter" eigenhändig öffentlich verbrennt,  ruft nach Scheiterhaufen und Steinigung und beklagt sich bei Gott: "Warum richtest Du sie nicht so wie in alter Zeit,  als die, die erst im Sündenpfuhl versanken sofort im Höllenschleim ertranken?" Früher, so geht die Klage des Mannes, hatte man die Sünder gleich der Hölle übereignet. Aber heute? Offenbar wird das Treiben geduldet. Nur drüber reden darf man nicht. Da beginnt selbst der gläubige Christ mit seinem Herrgott zu hadern und will lieber schweigen, bevor ihm die Galle überkocht. Das klingt aber so, als sei die Homosexualität in Ritterkreisen – für uns eigentlich ebenso unvorstellbar wie heute etwa in der Bundesliga – nicht nur ein exotisches Randphänomen gewesen, wie die herrschende Geschichtsschreibung glauben macht.

Im weiteren Verlauf des Buches geht es um die Frage, wie eine Frau leben soll: als Ehefrau, junges Mädchen, Geliebte, Witwe und unverheiratete Frau. Die Frau beklagt die vielen Fallen, die die höfischen Sitten bereithalten für das weibliche Geschlecht und die vielen Missverständnisse, die durch zu offenherziges Verhalten entstehen können. Der Ritter hat für alle die richtigen Verhaltensregeln parat: Das junge Mädchen soll nicht allein bestimmen, welchen Mann sie sich erwählt, damit sie sich nicht verirrt. Aufmerksamkeit bei der Partnerwahl ist gefordert! Gleiches gilt für die Witwe und die erwachsene unverheiratete Frau. Die glücklich verheiratete Ehefrau soll sich ganz ihrem Gatten zuwenden und das Werben anderer Männer von sich weisen. Spannend sich die Ratschläge an die Ehefrau, die einen "ganz und gar verderbten Mann" abbekommen hat: Hier rät er tatsächlich, sich einen Liebhaber zu nehmen, der ihre Zuneigung zu schätzen weiß. Interessant ist auch das, was er der Geliebten rät: Er warnt vor Illusionen, dass der Mann, mit dem sie zusammen ist, sie später einmal heiraten wird.  Sie soll sich an den Geschenken freuen und ihn nach allen Regeln der Kunst umgarnen: "Wenn sie so geschickt vorgeht, dass er sie nur ungerne gehen lässt, dann weiß sie immerhin: Anderen Männern wird sie ebenso gut gefallen!"

Nun bittet die Frau den Ritter darum, ihr zu sagen, wie sie Männer erkennen kann, die es ehrlich meinen mit ihrer Zuneigung.  Der Ritter weiß dazu ganz, ganz viel zu sagen. Über endlose Seiten und Verse hin preist er den edlen Ritter, der sich entsagungsvoll für seine Herrin aufopfert. Das hat nicht nur angesichts der vielen Rüpel bei Hofe seine komischen Seiten. Das hehre Ideal der hohen, ungelohnten Minne, eigentlich zu Ulrichs Zeiten selbst in den konservativsten höfischen Kreisen längst passé, wird durch die mit wohlklingenden Worten und Reimen hier ins Unendliche fortgesponnene Lobpreisung der ritterlichen Tugend ad absurdum geführt. Ähnlich wie bei den aberwitzigen Geschichten aus seinem bekannteren Werk, dem „Frauendienst“, kommt hier deutlich die Ironie zum Tragen. Dort hackt sich der Ritter für die Dame den Finger ab, schlürft ihr Badewasser und schwimmt durch durch die Fäkaliengrube des Burggrabens, hier wird er nicht müde, männlichen Aufopferungswillen und damit auch seine eigene Größe zu preisen und sich in der penetranten Wiederholung damit lächerlich zu machen.

Am Ende kommt der Dichter selbst ins Spiel: Ulrich tritt höchstpersönlich zu dem Paar,  der Ritter begrüßt ihn als Freund, und auch die Dame neigt sich ihm minniglich zu und sagt „Von Liechtenstein, Herr Ulrich, seid Gott und mir willkommen.“ Beide schildern ihm dann ihr Gespräch und bitten ihn darum, ein Urteil zu fällen, wer denn nun Schuld hat an der ganzen Misere, die zwischen den Geschlechtern herrscht: Frau oder Mann. Ulrich, weise und diplomatisch und doch ganz den Frauen zugetan, wägt ab und kommt zu dem Schluss: Da die Frau dem Manne Untertan sein muss, ist sie darauf angewiesen, dass der Mann sich ihr in Liebe und Treue zuwendet. Insofern spricht er sie frei von Schuld und appelliert an die Männer, sich ritterlich, gütig und entsagungsvoll nach alter Sitte in den hohen Minnedienst zu begeben und hochgestimmt ein Leben im Frauendienst zu führen. Wenn alle ihm folgen auf diesem Weg, dann wird alles wieder gut. Dann kann auch die Liebe wachsen und gedeihen!

>> BUCHTIPP

Frauenbuch UlrichUlrich von Liechtenstein: Das Frauenbuch
Herausgegeben von Christopher Young
Manchmal reicht es, einfach ein kleines Reclam-Heftchen zu empfehlen. Christopher Young stellt in altbekannter Manier Ulrichs Originaltext einer neuhochdeutschen Übersetzung gegenüber.  Und schon ist man mittendrin im Streit über die Minne, über Ritter und Dame, über Ideal und Wirklichkeit, über Mann und Frau im Mittelalter und im Allgemeinen. Das Büchlein kann auch heute noch für anregende Diskussionen und heftigen Streit bei Liebespaaren - also am besten (oder auch nicht, wenn die Beziehung sowas nicht verkraftet) zu zweit lesen! 

Bestellen bei Amazon
.
> noch ein Hinweis: "Frauendienst" in neuhochdeutscher Übertragung als Taschenbuch bei Amazon.
 
Frauenbuch-Akteure
EINBLICKE INS FRAUENBUCH
Die Rezitatorin Gudrun Sander, der Sänger und Sprecher Jochen Faulhammer und Minnesang-Spezialist Dr. Lothar Jahn haben ein unterhaltsames Programm zum Frauenbuch erarbeitet.
Dabei wird in verteilten Rollen aus dem Frauenbuch gelesen, ergänzend wird der historische Hintergrund aufgezeigt. Zusätzlich gibt es Lieder von Ulrich von Liechtenstein, die Faulhammer als preisgekrönter Minnesang-Interpret mit stolzem Bass vorträgt.
> Presserückblick der HNA auf die Premiere. Buchungsanfragen für weitere Auftritte per Mail oder Tel. 05671-925355.
>> Nächster Termin: 3.11.2016, 19.30 Uhr , Regionalmuseum Wolfhager Land, Wolfhagen

Ulrich von Li(e)chtenstein
Ulrich von Li(e)chtenstein, Manessische Liederhandschrift, Miniatur

Zu Form und Überlieferung des Frauenbuches:
Das 1257 entstandene Werk ist 2134 Verse lang und folgt in seiner dialogischen Struktur Vorbildern aus dem romanischen Raum, wo ja auch der Minnesang wurzelt. Dort dichtete man gern in Zwiegesprächformen wie die Tenzone und das Jeu parti, bei denen auf spielerische Weise Pro und Contra ausgelotet wurden.  Aber auch die „Ars amatoria“ schon des römischen Dichters Ovid lieferte ein Vorbild für das mal lehrreiche, dann wieder vergnügliche poetische Nachdenken über die Liebe. Im Umkreis der deutschen Minnedichtung ist Hartmann von Aues „Klage-Büchlein“ zu nennen, die „Frauenehre“ des Strickers und Thomasîn von Zerclaeres monumentales Moral-Brevier „Der wälsche Gast“.  Das Frauenbuch ist ausschließlich im Ambraser Heldenbuch überliefert, und heute in Wien (Österreichische Nationalbibliothek) zu finden. Die Handschrift, die Werke des 12. und 13. Jh. enthält, wurde 1504 von Kaiser Maximiliam I.  in Auftrag gegeben.

Lebensdaten:

Ulrich von Li(e)chtenstein wurde um 1200 geboren und starb 1275. Er gehörte einem einflussreichen Ministerialiengeschlecht ein, das in der Steiermark lebte. Ulrich war kein Berufssänger, er hatte einflussreiche Ämter inne, war Truchsess, Marschall und Richter. Er wird in fast hundert Urkunden erwähnt - das ist die große Ausnahme bei den Minnesängern, die oft nur in Dichtung bezeugt sind. Er erbaute die Frauenburg (in der Gemeinde Unzmarkt) und war verheiratet mit Perchta von Weißenstein. Die beiden hatten vier Kinder. Trotzdem huldigte er in seinen Liedern hohen, unerreichbaren Damen – an seinem Beispiel wird deutlich, wie sehr der Minnesang für viele seiner Schöpfer nicht als Erlebnislyrik verstanden wurde, sondern als Formenspiel.
> Mehr zu Ulrich von Li(e)chtenstein hier.


AUS DEM FRAUENBUCH:

Hört noch von and'ren Männern nun,
Die haben „Besseres“ zu tun,
Als in der frühen Morgensonne
Mit ihrem Weib der Liebe Wonne
In Zärtlichkeit und Lust zu teilen.
Man sieht sie rasch nach draußen eilen!

Sie nehmen in der frühen Stund

Schon an die Leine ihren Hund,
Dann geht es gleich zur Jagd hinaus,
Die edle Dame bleibt zuhaus.
Und er liebkost im Wald den Hund.
Er führt das Horn an seinen Mund
Und bläst mit voller Kraft hinein.
Die schöne Dame bleibt allein,

Dabei wär doch durch ihren Mund

Ihm noch viel Schön'res worden kund,
Wie's eine Frau nur zeigen kann
Von Herzen ihrem liebsten Mann,
Ach, wüsst er's, jagte er den Hund
Zum Teufel noch zur selben Stund!

Am Abend kommt er dann zurück,
Doch wieder folgt kein Liebesglück.
Er spielt und trinkt bis Mitternacht,
Was ihn nur faul und träge macht.
Erst dann ist der Moment gekommen,
Zu ihr zu geh'n. Sie sagt: „Willkommen,“
Und geht ihm liebevoll entgegen,
„Mein Herr, wollt Ihr Euch zu mir legen?“
Doch er plumpst schon aufs Lager hin.
Nach Schlaf nur steht ihm noch der Sinn.

Nun sagt mir doch: Wie soll auf Erden

Die Ärmste jemals glücklich werden?

(Nachdichtung: Lothar Jahn)

MINNESANG.COM PRÄSENTIERT:
Die CD-Eigenproduktioen von Minnesang.com. Mehr hier.
Burg Falkenstein CD Walther von der Voglelweide CD Minne im Mayen CD Falken, Lerchen Nchtigallen CD European Minnesang CD Spruchgesang und Sachsenspiegel CD Tribut an Ougenweide CD Merseburger Zaubersprüche CD
Bestellen für jeweils 15 Euro ("Merseburger Zaubersprüche" nur 10 Euro) plus 3 Euro Versand hier. Alle CDs zusammen 100 Euro versandkostenfrei!

M

Impressum   Hinweis   Kontakt