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innesang.com: Bibliothek der Minnesänger

                                                                              

Frauenlob Manesse-Bild

Minnesang.com
Dr. Lothar Jahn
Guderoder Weg 6
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Ulrich auf CD:

Falken, Lerchen, Nachtigallen
EBERHARD KUMMER: daz herze mîn ist minne wunt
Der Altmeister aus Österreich bietet hier viele Kontrafakturen an, die maßgeschneidert wirken: Herrlich die zupackenden Frühlingslieder mit Musik aus dem Klosterneuburger Osterspiel und aus der Trouvères-Tradition. „Êren gernde Ritter“ fügt sich wunderbar mit „Iam dulcis“ zusammen. Gelungen ist auch das Lob der Hohen Minne in reinster Form zu einem anonymen Chanson d'amour bei „Wil iemen nâch êren“. Und auch der stets für zum Schluchzen schöne Melodien gute Gace Brulé veredelt Ulrichs Blick in die Frauenherzen bei „Wizzet alle...“ Es wäre zu hoffen, dass diese klugen Kontrafakturen von der Minne-Szene freudig und fleißig nachgesungen werden!  (lj)
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Falken, Lerchen, Nachtigallen
DIVERSE: Falken, Lerchen, Nachtigallen
- Auf diesem sehr vielseitigen Album mit Interpreten der heutigen Minnesang-Szene von Wilfried Schallaböck über Knud Seckel bis hin zu Hans Hegner und Wünnespil ist Thomas Schallaböck mit einer Eigenvertonung von Ulrich von Lichtensteins klassischem Minnelied "Wê warumbe" zu hören.
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Dulamans Vröudenton
DULAMANS VRÖUDENTON: Minnesänger in Österreich
- Neben bekannten Größen wie Walther, Oswald, dem Mönchen von Salzburg und Neidhart und unbekannteren wie Hugo von Montfort und dem Schöpfer des "Diessenhofener Liederblattes" findet sich hier auch Ulrich von Lichtenstein mit einem Lied: seinem "Wê warumbe" in der Vertonung Thomas Schallaböcks.

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Sinnliches Mittelalter
DULAMANS VRÖUDENTON: Sinnliches Mittelalter
- Zärtliches und Derb-Erotisches findet sich auf diesem Album der bekannten Österreicher. Von Ulrich ist dabei: "Minne Fröiden Spil" in der Vertonung von Alois Pagitsch.

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Unterhaltsame alte Musik
DULAMANS VRÖUDENTON: Unterhaltsame Alte Musik 
- Ein lockerleichter Durchgang durch 8 Jahrhunderte, auch hier erweisen die Dulamans wieder dem guten Ulrich die Ehre: Zu hören sind "Süeze doene" in der Vertonung von Alois Pagitsch.

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  ULRICH VON LI(E)CHTENSTEIN
von Dr. Lothar Jahn

Nahe an der Grenze zur Parodie, nein, eigentlich schon weit darüber hinaus, bewegte sich der um 1250 dichtende Ulrich von Lichtenstein. Der Sänger aus der Steiermark schrieb mit dem Zyklus „Frauendienst“ eine skurrile, zum größten Teil fiktive Autobiografie inklusive 58 Liedern, in der er das masochistische Ideal des ungelohnten Minnedienstes bis zur Selbstverstümmelung fortführte: Als Zeichen seiner Liebe schickt der Ritter seiner Herrin einen Finger, der bei einem Turnier ihr zu Ehren zu Schaden gekommen war.

Auch beschreibt er eine besondere Wonne des Liebenden:

Min vreude war vil ofte groz,
swenne ich kom, da man wazer goz
der herzen lieben vrowen min
uf ir vil wizen hendelin.
daz wazer, da mit si sich twuoc,
verholn ich daz von danne truoc,
vor liebe ich ez gar uz tranc;
da von so wart min truren cranc.
Oh, welche Freude ich genoss,  
wenn ich sah, dass man Wasser goss   
wohl auf die weißen Händelein 
der herzensliebsten Fraue mein.
Das Wasser, womit sie allein sich wusch,
war heilig mir und rein,  
so dass ich heimlich liebeskrank 
es bis zum letzten Schlucke trank.

Jetzt weiß man, dass der Ideengeber des Comedian-Harmonists-Songs „Lass mich dein Badewasser schlürfen“ Ulrich von Li(e)chtenstein war. Nikolai de Treskow, der sich ums Millennium herum als "einziger Minnesänger Deutschlands" in unserer Zeit vermarkten ließ, veranstaltete allen Ernstes "Minneschulen", in denen er das Badewasser-Trinken als Minnesänger-Tugend dem Liebhaber von heute ans Herze legte.
 
Eine weitere schräge Geschichte Ulrichs im Frauendienst ist seine „Venusfahrt“: In Frauenkleidern, verkleidet als „Frau Venus“, reitet er mit großem Gefolge von Venedig nach Böhmen und bestreitet ein Turnier nach dem anderen ihr zu Ehren. Auch diese Geste führt nicht zum Erfolg, so dass er sich erstmal enttäuscht vom Minnedienst abwendet.

Doch wie immer bei solchen Schwüren: Irgendwo kommt eine neue attraktive Dame, diesmal wählt er die Verkleidung von König Artus, um erneut in Turnieren zu streiten und damit seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Auch das endet leider nicht glücklich, doch was zählt ist das hohe Ideal der Liebe und die Hoffnung auf Erfüllung, damit das liebeskranke Herz gesunden kann.

Ulrichs "Frauendienst" ist ein literarischer Zwitter zwischen gereimtem Roman à la Eschenbachs "Parzival" oder Gottfrieds "Tristan" und Minnelieder-Sammlung.  
So richtig weiß man in dem Werk manchmal nicht, ob man es mit unfreiwilliger Komik, Satire oder echter Tragik bei ihm zu tun hat. Der Sänger aus der Steiermark schrieb neben dem “Frauendienst” auch noch ein "Frauenbuch" (auch "Itwitz" genannt, entstanden um 1257), es steht in der Tradition der "Minne-Rede". Hier unterhalten sich ein Ritter und eine Dame in Reimpaar-Versen über die Rolle der Minne als Ideal und im Alltag, über Vorzüge und Fehler von Männern und Frauen. Aus einer freundlich-höflichen Unterhaltung wird bald ein heftiger Streit, der aber nach und nach wieder abflaut. Am Ende tritt der Dichter als Schlichter auf und entscheidet, ganz Minnesänger der alten Schule, den Streit zugusten der Frauen. Interessant ist, dass hier auch das Tabuthema Homosexualität angesprochen wird. Aus dem Kontext ergibt sich, dass die Homosexualität von Männern in höfischen Kreisen verbreitet gewesen sein muss, was von den beiden Protagonisten (und natürlich auch dem Dichter) ausdrücklich missbilligt wird.

Im hehren Geist der frühen Trobadors geht es in Ulrichs Lied "Wê warumbe" zu: „Ach und weh, Frau Minne, es geht mir schlecht“, heißt es. „So spürt doch wie sehr ich brenne. Kalter Schnee müsste bei dieser Hitze verbrennen, die in meinem Herzen wohnt.“ Ähnlich wie beim Wilden Alexander wird hier die Minne als grausame Herrin personifiziert, der der Liebende hilflos ausgeliefert ist.

Aber er kann auch ganz anders: Sein geniales Lied "Sumervar" ("Minnewund", Auszug siehe rechts) aus dem “Frauendienst” überwindet hingegen die hündische Demut, die Ulrichs Werk als auf die Spitze getriebene Fortführung von Reinmars Minne-Masochismus erscheinen lässt: Es atmet eher den Geist von Walthers Lindenlied und seinem Gedanken der “eb’nen Minne”. Es schildert in anrührenden Bildern, wie in den Farben des Sommers die Liebe nach allen Entbehrungen endlich zur erotischen Erfüllung gelangt. Vergleichbar mit Wizlaws Frühlingsliedern überwindet es die uralte Minneklage durch das Glück gegenseitiger Zuwendung. Es ist damit eines der schönsten und zärtlichsten erotischen Lieder des gesamten Minnesangs.


>> BUCHTIPP

Frauenbuch UlrichUlrich von Liechtenstein: Das Frauenbuch
Herausgegeben von Christopher Young
Manchmal reicht es, einfach ein kleines Reclam-Heftchen zu empfehlen. Christopher Young stellt in altbekannter Manier Ulrichs Originaltext einer neuhochdeutschen Übersetzung gegenüber.  Und schon ist man mittendrin im Streit über die Minne, über Ritter und Dame, über Ideal und Wirklichkeit, über Mann und Frau im Mittelalter und im Allgemeinen. Das Büchlein kann auch heute noch für anregende Diskussionen und heftigen Streit bei Liebespaaren - also am besten (oder auch nicht, wenn die Beziehung sowas nicht verkraftet) zu zweit lesen! 

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> noch ein Hinweis: "Frauendienst" in neuhochdeutscher Übertragung als Taschenbuch bei Amazon.
 
>> VIDEOS

Eberhard Kummer
Eberhard Kummer:
CD Vorstellung "Ulrich von Liechtenstein"
TV-Bericht

Holger Schäfer
Holger Schäfer: Minnewund 
(Vertonung: Lothar Jahn)

Frauendienst
Ulfried Staber/Klemens Bittmann:
Frauendienst "Tausend"

(Vertonung durch die Interpreten)

Frauendienst
Ulfried Staber/Klemens Bittmann
Frauendienst "Maienzeit"
(Vertonung durch die Interpreten)
Ulrich von Lichtenstein
Ulrich von Li(e)chtenstein, Manessische Liederhandschrift, Miniatur

Lebensdaten:
Ulrich von Li(e)chtenstein wurde um 1200 geboren und starb 1275. Er gehörte einem einflussreichen Ministerialiengeschlecht ein, das in der Steiermark lebte. Ulrich war kein Berufssänger, er hatte einflussreiche Ämter inne, war Truchsess, Marschall und Richter. Er wird in fast hundert Urkunden erwähnt - das ist die große Ausnahme bei den Minnesängern, die oft nur in Dichtung bezeugt sind. Er erbaute die Frauenburg (in der Gemeinde Unzmarkt) und war verheiratet mit Perchta von Weißenstein. Die beiden hatten vier Kinder. Trotzdem huldigte er in seinen Liedern hohen, unerreichbaren Damen – an seinem Beispiel wird deutlich, wie sehr der Minnesang für viele seiner Schöpfer nicht als Erlebnislyrik verstanden wurde, sondern als Formenspiel.


Überliefertes Notenmaterial:
Von Ulrich gibt es leider keine überleiferten Noten. Heutige Sänger sind also auf Kontrafakturen oder Eigenvertonungen angewiesen. Wegweisende Arbeit hat hier Eberhard Kummer geleistet. Viele gelungene Kontrafakturen finden sich auf seinem Album "Ulrich von Liechtenstein - das herze mîn ist minne wunt "(siehe auch CD-Vorstellung auf der linken Seite).
>> CD direkt bestellen bei Minnesang.com für 15 Euro plus 3 Euro Versand.   

> Eine Eigenvertonung von Dr. Lothar Jahn des Liedes "sumervar" ("Minnewund") gibt es zum Preis von 3 Euro pro Notenblatt bei Minnesang.com, zuzügl. 3 Euro Versandpauschale! Ulfried Staber und Klemens Bittmann haben moderne Vertonungen zu Liedern des Frauendienstes gemacht. Siehe hier.

LIEDBEISPIEL VON ULRICH

      Swem ein wîp sînen lîp
minneclîch umbevât,
ob der niht saelden giht,
daz ist grôz missetât.
imst geschehen, wil ers jehen,
dâ von im wirt trűren kranc.
sunder meil ist sîn heil,
swem von linden armen blanc
wirt umbevanc.

    Saelden hort ist ein wort
das ein kus in gegît,
sô ir spil minne wil
spiln und liep liebe lît.
ob dâ iht ougen liht
lieplîch sehen ein ander an?
jâ für wâr, dâ wirt gar
minneclîchen wol getân
swaz ieman kan.

    Minnen solt wirt geholt
volleclîch dâ ein man
unde ein wîp umbe ir lîp
lâzent vier arme gân,
decke blôz. fröide grôz
wirt dâ beidenthalben kunt.
ob dâ niht męr geschiht,
kleinvelhitzerôter munt
wirt minnen wunt,
    dar nâch gesunt.

Wenn ein Mann spüren kann,
Dass die Frau, die er liebt,
Ihn umfängt, zu ihm drängt -
Ob es noch Schön'res gibt?
Glück entsteht, Trauer geht,
Wer einst fror, dem wird jetzt warm.
Echtes Glück bleibt zurück,
Wenn ein zarter weißer Arm
Die Schwermut nahm.

Glückes Hort schenkt ein Wort
Und ein Kuss ihm allein.
Wenn ihr Spiel Minne will,
Wird's schon bald Liebe sein!
Sucht ihr Blick seinen Blick?
Seh'n sich beide fragend an?
Jetzt ist's klar! Hier wird ja
Minniglichen wohlgetan,
So fängt man's an!

Minne Sold wird gezollt
Voll und ganz, wenn ein Mann
Und ein Weib ihren Leib
Sich zum Glück bieten an.
Decke fort! Freudenort
Soll dies Bett für beide sein.
Mehr geschieht, als man sieht,
Ein vielhitzeroter Mund
Wird minnewund...

... und dann gesund!

Original: Manessische Liederhandschrift,
Nachdichtung: Lothar Jahn 2002

Frauenbuch-Akteure
EINBLICKE INS FRAUENBUCH
 Gudrun Sander,  Jochen Faulhammer und Dr. Lothar Jahn bieten ein Programm zum Frauenbuch, aufgelockert durch Ulrichs Minnelieder. 20.1.13,  Lindenmühle Burguffeln, 20 Uhrl. Tickets hier, 17. 2.13,  Alte Schule Lelbach, 17 Uhr, Tickets hier.


MINNESANG.COM PRÄSENTIERT:
Die CD-Eigenproduktioen von Minnesang.com. Mehr hier.
Burg Falkenstein CD Walther von der Voglelweide CD Minne im Mayen CD Falken, Lerchen Nchtigallen CD European Minnesang CD Spruchgesang und Sachsenspiegel CD Tribut an Ougenweide CD Merseburger Zaubersprüche CD
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