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Friedrich von Hausen
auf CD:

Minnesangs Frühling
MINNESANGS FRÜHLING: Ich zôch mir einen falken
- Knud Seckel und sein Ensemble zeigen auf diesem Album eindrucksvoll, wie der Trobadorgesang den deutschen Minnesang beeinflusst hat. Von Friedrich von Hausen ist "Ich denke under wîlen" in Zusammenhang mit der französischen Vorlage "Ma joie premeraine" von Guiot de Provins zu hören.
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I Ciarlatani
I CIARLATANI: Codex Manesse
- Die CD gibt einen guten Einstieg in die Werke der Manessischen Liederhandschrift. Von Friedrich von Hausen ist eine ergreifende Version seines Liedes "Mîn herze und min lîp" zu hören.

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Richard Löwenherz
MINNESANGS FRÜHLING: Richard Löwenherz
- Auf diesem Album erklingen Lieder rund um den Kreuzfahrer Richard Löwenherz. Auch hier ist Friedrich von Hausens Kreuzfahrer-Abschiedslied
"Mîn herze und min lîp" mit dabei.
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FRIEDRICH VON HAUSEN
von Dr. Lothar Jahn

Friedrich von Hausen gilt als einer der ersten Minnesänger, der sich bewusst in die Tradition des provenzalischen Trobador-Gesangs stellte. Hatte die erste Generation des Deutschen Minnesangs, die wie der Kürenberger mit seinem Falkenlied rund um die Donau beheimatet war, noch ihre Themen und Formen aus der Überlieferung deutscher Sagen und Mythen geschöpft, so geht nun der Blick zum künstlerisch in vieler Hinsicht weiter entwickelten Nachbarn im Westen. Hier hat sich eine ganz spezielle Form des Liebesliedes herausgebildet: Der Trobador schildert zu unendlich traurigen Melodien das Schicksal des einer Herrin treu ergebenen Ritters, der sein Leben ganz in ihren Dienst stellt, ohne dass er Hoffnung haben kann, dass sie ihn je erhört.

Friedrich von Hausens "Diu süezen wort" ist so ein typisches Minnelied in Tradition des Trobadorgesanges. Hier wird die Herrin gepriesen, über die alle Welt nur süße Worte zu sagen hat. Alles, was Gott an Güte, Größe und Gestalt einer Frau zu geben vermag, ist in ihr vereint. Doch gerade, weil das so ist, sind die Wunden, die sie im Herz des Sängers schlägt, umso größer. Er hofft auf ein Zeichen ihrer Zuneigung - doch sie, die doch alles noch zum Guten wenden könnte, bleibt trotz ihrer Schönheit und Einzigartigkeit hart. Hier die zweite Strophe:

Swes got an güete und an getât
noch ie dekeiner frouwen gunde,
des gihe ich ime, daz er daz hât
an ir geworht als er wol kunde.
was danne, und arnez under stunde,
mîn herze es dicke hôhe stât.
noch möhte es alles werden rât,
wolden si die grôzen wunde
erbarmen, die si an mir begât.


Was Gott an Schönheit und Edelmut
Noch keiner and'ren Frau gegeben,
Das strahlt in ihr nun rein und gut,
Das spür auch ich. So ist es eben!
Drum kann mein Herz zu ihr nur streben,
Auch wenn's dafür längst Buße tut.
Ach, machte sie nur alles gut
Und gäb' mir ein neues Leben,
Das kühlte meiner Wunden Glut!

Dies ist die typische Ausgangssituation im klassischen Minnelied. Vorgetragen wird dies in einer kunstvollen Form mit raffiniertem Strophenbau: Pro Strophe gibt es hier nur zwei Endreime (ABABABBAB), hinzu kommt die Verwendung einer speziellen Liedform, die die Troubadoure entwickelten: der Kanzone. Sie verwendet zwei gleichgebauten Strophenteile am Anfang, die sogenannten Stollen, deren Schlusszeilen sich aufeinander reimen, auf die ein einteiliger Schluss folgt, dem sogenannten Abgesang.

Hausen übernimmt als einer der ersten Deutschen Sänger diese speziellen Themen und Formen: Der unerwiderte Dienst, die Appelle zum Maßhalten, die Spiritualisierung der Herrin, die Kanzone  - all diese Merkmale des Troubadourgesangs tauchen hier nun auch mit deutschen Texten auf. Damit begründet er  eine Tradition, der bald Meister wie Heinrich von Veldeke, Rudolf von Fenis, Albrecht von Johannsdorf, Hartmann von Aue und Reinmar von Hagenau gerne folgen. Man spricht dabei sogar von einer "Hausen-Schule".

Auch in "Ich denke underwîlen" erleben wir den Ritter, der jahrelang seiner Herrin gedient hat und von ihr nur abgewiesen wurde. Das trieb ihn schließlich fort von ihrem Hof. Nun irrt er durch die Welt und kann doch ihr Bild nicht vergessen. Die Hoffnung, dass sie am Ende doch zu einander finden, bleibt ungebrochen.  "Dô ich von der guoten schiet" verbindet den romanischen Stil mit dem Donauländischen Minnesang. In der ersten Strophe klagt der werbende Ritter, dass er seiner Herrin nicht seine Liebe gestehen konnte, da die beiden nie allein waren. Die zweite Strophe lässt die Herrin zu Worte kommen, ganz wie bei den Kürenberger-Wechselgesängen ist es kein wirklicher Dialog, sondern ein doppelter Monolog, der zu einem fiktiven Publikum gesprochen wird.

Das bekannteste Werk Friedrichs ist sein Abschiedslied "Mîn herze und mîn lîp", das seine Wurzel wieder in vergleichbaren Trobador-Liedern hat: Der Zwiespalt des Kreuzfahrers zwischen Minnedienst und heiliger Pflicht wird geschildert. Er ist unauflösbar: Während der Leib darauf drängt, in den Kampf gegen "die Heiden" um die Rückeroberung Jerusalems für die Christenheit zu ziehen, hält es das Herz bei der Dame. Das Dilemma bleibt bei Hausen, anders als bei Johannsdorf, wo die Dame noch den Ritter ermutigt, auch in ihren Namen in den Krieg zu ziehnen, unauflösbar: Der Krieger muss, wie viele vor und nach ihm seinen Leib ohne Herz in den Kampf schicken.

Es ist von besonderer Tragik und hat den Ruhm dieses Liedes noch verstärkt, dass der Dichter selber bei einem Kreuzzug, zu dem er mit Kaiser Heinrich VI. 1189 aufbrach, ums Leben kam. Auch, als der Minnesang eine neue Richtung nahm, als die Denkfiguren der "Hausen-Schule" hinterfragt und ironisiert wurden, blieb der Dichter als einer der großen alten Meister geachtet und verehrt: Noch Reinmar von Brennenberg preist ihn Mitte des 13. Jahrhunderts in seiner berühmten Totenklage für die  verstorbenen Minnesänger als leuchtendes Vorbild. Durch die Verbindung Deutscher Dichtkunst mit dem wunderbaren Sang der Trobadors wurde er zum Schöpfer einer einzigartige Kunstform, die aus dem Mittelalter mit tiefsinnigen Gedanken und großen Gefühlen zu uns herüberstrahlt.
Friedrich von Hausen
Friedrich von Hausen, Miniatur aus der Manessischen Liederhandschrift

Lebensdaten:
Friedrich von Hausen lebte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Erstmals taucht er zusammen mit seinem Vater Walther in einer Urkunde des Erzbischofs Christian von Mainz aus dem Jahre 1171. Man schließt aus dieser Urkunde auf eine Geburt um 1150. Nach Interpretation der historischen Quellen und der Sprache seiner Lieder geht die Wissenschaft davon aus, dass er im Rheinpfälzischen beheimatet war. Spätestens ab 1185 befand er sich im Gefolge des Deutschen Kaisers Heinrich VI, Sohn des großen Barbarossa, mit dem er 1189 zum Dritten Kreuzzug aufbrach. Er starb 1290 in der Schlacht von Philomelium (heute Türkei).

Es gibt kein direkt überliefertes Notenmaterial von Friedrich von Hausen.
Seine Lieder werden jedoch in diversen Kontrafakturen gesungen:
- Ich denke underwillen (Guiot de Provins: Ma joie premeraine)
- Mîn herze unde lîp (Chastelain de Couci: La douche vois del rosignol salvage) 

- Do ich von der guoten schied (Raimon de Miraval: Bel m'es qu'ieu chant)
- Diu süezen wort (Titurelmelodie)
 
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LIEDBEISPIEL VON
FRIEDRICH VON HAUSEN

Mîn herze und mîn lîp
diu wellent scheiden,
diu mit ein ander wâren
nu manige zît.
der lîp wil gerne vehten
an die heiden,
sô hât iedoch daz herze
erwelt ein wîp
vor al der welt,
daz müet mich iemer sît,
daz siu ein ander
niht volgent beide.
mir habent diu ougen
vil getân ze leide.
got eine müese scheiden noch den strît!

Mein Herz und Leib,
die wollen scheiden,
Die doch zusammen war'n
so lange, lange Zeit.
Mein Leib will kämpfen
mit den Heiden,
Aber mein Herz ist nicht
dazu bereit.
Denn eine Frau hält es fest.
Das stürzt mich ins Leid.
Seither bekämpfen sich
diese beiden.  
Mir bleibt doch nichts
als tapfer zu leiden.
Gott ganz alleine entscheide den Streit.

Original: Friedrich von Hausen, 12. Jh., Manesse-Handschrift.
Nachdichtung: Lothar Jahn 1999

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