Rückblick auf das Minneturnier 2015 auf der Konradsburg

14. September 2015 - von Redaktion

Hans Hegner

Hans Hegner, Hauptpreisträger aus Berlin, bekommt von der Burgherrin Christa Wycisk (Förderkreis Konradsburg e.V.) den Preis überreicht.

      Doppeljubiläum stand unter gutem Stern –
Sänger aus Berlin und Österreich gewinnen Minneturnier

Am lauen Spätsommerabend nach dem bislang sonnigsten Septembertag fand auf der Konradsburg in Ermsleben das 10. Falkensteiner Minneturnier statt. Sänger aus ganz Deutschland und Österreich traten am vergangenen Samstag in einem Sängerstreit gegeneinander an: Der Hauptpreis ging an Hans Hegner aus Berlin, der Publikumspreis an Manfred Hartl aus der Nähe von Wien.

Das Minneturnier stand diesmal ganz im Zeichen des Tannhäuser: Der sagenumwobene Sänger hatte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Lieder geschrieben, die den Frühling und die Frauen feierten, aber auch die Mühsal des mittelalterlichen Lebens realitätsnah beschrieben. Alle Sänger boten Tannhäuser-Lieder zur Begleitung historischer Instrumente in Melodien, die unter seinem Namen überliefert sind.

Hans Hegner, der den Preis der Burgherrin entgegen nehmen durfte, gab zunächst eine gekonnte Einstimmung mit einer Ballade, die die im 14. Jahrhundert entstandene Tannhäuser-Sage schilderte: Tannhäuser, der die Liebesfreuden auf der Burg der Venus satt hat, bittet vergeblich beim Papst um Vergebung seiner Sünden. Nach der Legende sang Hegner später Tannhäusers “Kreuzlied”: In diesem verherrlichte der Tannhäuser nicht wie andere Minnesänger die angeblich hehren Ziele der streitbaren Jerusalem-Ritter, sondern berichtete vom kargen Leben an Bord der Schiffe, von Sturm, Hunger, Entbehrung und Krankheit.

Manfred Hartl, der Publikumssieger, zeigte den Dichter von ganz anderer Seite. Er sang ein humorvolles Spottlied über eine ungnädige Herrin, die mehr und mehr von ihrem Minne-Diener fordert: Selbst Noahs Arche und Marias Mantel soll er ihr bringen, dann würde sie ihn erhören! Mit Witz und Einfühlung brachte Hartl auch ein erotisch angehauchtes Tannhäuserlied zur Geltung: Es beginnt als Weihnachtslied und endet mit der Preisung der Liebsten und ihrer körperlichen Vorzüge.

Auch Olaf Casalich (Hamburg), Nairolf Liederbolt (Bremen), Frank Wunderlich (Odenwald) und Ehrengast Christine Zienc (Hannover) brachten des Tannhäusers vielfältigen Liederschatz zum Strahlen. Dabei wurde nicht nur die vom Förderkreis Konradsburg e.V. liebevoll hergerichtete Zehntscheune unter freiem Himmel als Auftrittsort genutzt, sondern auch die großartige Krypta der Burgkapelle, wo die Sänger gemeinsam ein Bußlied anstimmten. Zum Abschluss der Veranstaltung sang Holger Schäfer ein tief empfundenes Mailied, das in den von Ferne erklingenden Gesang der Frau Venus mündete, das Dagmar Jahn mit strahlendem Sopran vortrug. Beide Stimmen verbanden sich zu einem hochkarätigen Duett, in dem der Tannhäuser der Venus für immer abschwor und von allen Abschied nahm. Nach fast drei Stunden im Banne des Tannhäuser endete der beeindruckende Abend besinnlich.

Das Rahmenprogramm enthielt ein Konzert zum “Sängerkrieg auf der Wartburg”, einen Empfang des Förderkreises im Burgkeller und ein Vortragskonzert zum historischen Tannhäuser (am nächsten Morgen auf Burg Falkenstein). Den schauspielerischen und musikalischen Rahmen stellten nun schon zum zehnten Male die Akteure des Musiktheater Dingo aus der Nähe von Kassel unter Leitung von Dr. Lothar Jahn.

Harz-News, Blankenburg, 14.9.15